Das erwartet Dich in der Probezeit
Glückwunsch erstmal! Du hast im Bewerbungsprozess überzeugt und Dir den Job, den Du haben wolltest, geangelt. Beim Durchgehen des Arbeitsvertrages bist Du vielleicht über das Wörtchen "Probezeit" gestolpert und weißt nicht genau, was Dich erwartet? Musst du in den nächsten Monaten 120 Prozent geben, stehst unter Beobachtung und solltest lieber nicht krank werden?
Wir räumen für Dich in diesem Artikel alle großen Fragezeichen aus dem Weg. Kleiner Spoiler: Es stimmt nicht, dass Du während Deiner Probezeit keinen Urlaub nehmen kannst.
Wozu gibt es die Probezeit?
Du stehst am Start in Dein Berufsleben und weißt noch gar nicht genau, was Dich im Joballtag eines IT-Consultant oder Amins erwartet. In der Probezeit hast Du die Möglichkeit, die Arbeitsroutinen und das Unternehmen kennenzulernen. Zugegeben, für viele schwingt bei dem Wörtchen "Probezeit" etwas Unbehagen mit, weil sie glauben, dass sie unter strenger Beobachtung stehen und bloß keinen Fehler machen dürfen. Think positive: Du bist in einer Orientierungsphase. Die letzten Jahre hast Du Dich im Studium überwiegend mit theoretischen Aufgabenstellungen beschäftigt. Jetzt ist es an der Zeit, Deine IT-Skills in der Praxis zu testen. Du wirst schnell merken, dass es eine ganz andere Arbeit ist, wenn Du in Projekten als Dev konkrete Anwendungen entwickelst. In den ersten Monaten im Job investiert das Unternehmen viel Zeit und Ressourcen in Deine Einarbeitung. Mit Deinen Teamkolleg:innen lernst Du z.B. im Pair Programming das Framework oder die Programmiersprache kennen, die verwendet wird. Es ist vor allem in größeren Unternehmen üblich, dass Du einen Mentor oder Buddy zur Seite gestellt bekommst, der sich viel Zeit für Dich und Deine berufliche Entwicklung nimmt. In den ersten Monaten bekommst Du also jede Menge Input und Deine Lernkurve verläuft steil. In der Regel erwartet kein Arbeitgeber von Dir als Berufsneuling, dass Du einen Raketenstart hinlegst und das Rad neu erfindest. Es geht ihm vielmehr darum, herauszufinden, wie Du an Aufgaben herangehst, wie motiviert Du bist und wie gut Du mit Deinen neuen Kolleg:innen zusammenarbeitest.
Diese Fragen klärst Du in der Probezeit
- Passt das Unternehmen mit seiner Kultur und seinen Werten zu mir?
- Kann ich mir vorstellen mit meinem Team und meiner Chef:in langfristig zusammenzuarbeiten?
- Gefällt mir meine Arbeit?
- Bin ich vielleicht über- oder unterfordert?
- Bekomme ich die nötige Anerkennung für meine Leistung?
- Werde ich persönlich wertgeschätzt?
- Welche Perspektiven ergeben sich langfristig aus der Tätigkeit und bei dem Unternehmen?
Wie lange dauert die Probezeit?
In der Regel wird eine Probezeit von 6 Monaten vereinbart. Es kann aber auch sein, dass sie bei Dir nur 3 Monate dauert oder gar keine Probezeit festgesetzt wurde. Denn gesetzlich vorgeschrieben ist das Arbeiten auf Probe nicht. Wenn Du z.B. schon als Werkstudent bei einem Unternehmen arbeitest und Dir eine Juniorposition angeboten bekommst, kann die Probezeit wegfallen. Schließlich weiß Dein Arbeitgeber schon, wie Du arbeitest und Du hast ebenfalls tiefere Einblicke ins Unternehmen bekommen.
In den ersten 6 Monaten Deines Beschäftigungsverhältnisses greift das Kündigungsschutzgesetzt nicht, egal ob Du mit Deinem neuen Arbeitgeber eine kürzere Probezeit vereinbart hast. Das bedeutet, dass Du, Probezeit hin oder her, eine Kündigungsfrist von 2 Wochen hast. Bist Du länger als ein halbes Jahr angestellt, gilt eine Frist von 4 Wochen. Was Du im Falle einer Kündigung beachten musst, erklären wir Dir im Laufe des Artikels.
Für Azubis gibt es Ausnahmen: Wenn Du z.B. eine Ausbildung zur Fachinformatiker:in machst, dann ist eine Probezeit von mindestens einem Monat Pflicht.
Grundsätzlich ist es auch möglich, die Probezeit zu verlängern, wenn das Feedback Deines Arbeitgebers noch nicht eindeutig ist, oder Du noch Zeit brauchst, um Dir sicher zu sein. Dazu muss jedoch das Einverständnis von Dir und Deinem Arbeitgeber vorliegen und der Rahmen von 6 Monaten darf noch nicht ausgeschöpft sein.
Darfst Du in der Probezeit Urlaub nehmen?
Sobald Du in einem Beschäftigungsverhältnis bist, hast Du einen gesetzlichen Urlaubsanspruch – auch in der Probezeit. Beim Start hast Du natürlich noch nicht den kompletten Urlaubsanspruch. Bei einem gesetzlich vorgeschriebenen Mindesturlaub von 24 Tagen im Jahr sammelst Du monatlich einen Anspruch von 2 Tagen. Nach 3 Monaten hast Du also theoretisch die Möglichkeit, mehr als eine Woche Urlaub zu nehmen. Klar, Deine Sorge ist, dass Du unmotiviert wirkst, wenn Du in den ersten Monaten einen Urlaubsantrag stellst. Auch hier ist es am besten, ganz offen mit der vorgesetzten Person zu sprechen. Ein paar freie Tage gegen Ende Deiner Probezeit sollten drinnen sein. Es ist auch nicht im Interesse des Unternehmens, wenn Du ein halbes Jahr gar keinen Urlaub nimmst. Nach 6 Monaten hast Du Anspruch auf den gesamten Jahresurlaub und Du müsstest dann innerhalb eines halben Jahres je nach Regelung bis zu 30 Tage Urlaub nehmen. Für die meisten Unternehmen ergibt das wenig Sinn, zumal Du erst nach Deinem Onboarding einen Mehrwert für Deinen Arbeitgeber bietest.
Hast Du schon eine Reise gebucht, bevor Du den Arbeitsvertrag unterschrieben hast, weise am besten so früh wie möglich darauf hin. Eine Lösung wäre es, Dein Einstiegsdatum auf einen Termin nach Deinem Urlaub zu legen. Geschickt ist es, wenn Du anbietest die Buchung zu stornieren, wenn dadurch keine finanziellen Nachteile entstehen. Für die allermeisten Unternehmen ist es aber okay, wenn Du den bereits geplanten und gebuchten Urlaub antrittst.
Was passiert, wenn Du während der Probezeit krank wirst?
Der Gedanke, Dich krankzumelden, verursacht Dir zusätzliche Bauchschmerzen und Du schleppst Dich lieber ins Büro? So geht es vielen Berufseinsteiger:innen. Gerade wenn Du neu im Unternehmen bist, möchtest Du nicht unzuverlässig wirken. Tatsächlich zeigst Du ein größeres Verantwortungsbewusstsein, wenn Du Dich krankmeldest und so Deine Kolleg:innen vor einer Ansteckung schützt. Die allermeisten Arbeitgeber haben Verständnis, wenn Du krank bist. Sie werden Dich eher darum bitten, nicht ins Büro zu kommen.
Was Du wissen solltest: Die berühmte "Lohnfortzahlung im Krankheitsfall" gibt es erst, wenn Du schon 4 Wochen bei Deinem Arbeitgeber angestellt bist. Trotzdem musst Du Dir keine Sorgen machen, wenn Du in den ersten 4 Wochen ernsthaft erkrankst und z.B. wegen eines Unfalls nicht arbeiten kannst. In dem Fall muss Dein Arbeitgeber Dir Dein Gehalt zwar nicht zahlen, dafür springt aber die Krankenkasse mit dem Krankengeld ein.
Was passiert, wenn Du während der Probezeit schwanger wirst?
Du bist nicht verpflichtet, Deinem Arbeitgeber sofort mitzuteilen, dass Du schwanger bist. Fairerweise solltest Du es aber auch nicht allzu weit hinauszögern. Schließlich plant Deine Teamleitung Deine Arbeitskraft mit ein und er muss die verfügbaren Ressourcen umorganisieren, wenn Du in Mutterschutz gehst. Mit Deiner Schwangerschaft besteht ein besonderer Kündigungsschutz und Dir darf bis zu 4 Monate nach der Entbindung nicht gekündigt werden. Auch als werdender Vater kannst Du in der Probezeit Elternzeit nehmen und bist dann vor einer Kündigung geschützt. Es gibt bisher keine gesetzliche Regelung nach der die Probezeit wegen einer genommenen Elternzeit verlängert wird.
Wie und wann erfährst Du, ob Du die Probezeit bestanden hast?
Egal wie lange die Probezeit gedauert hat, spätestens an deren Ende findet ein ausführliches Feedbackgespräch statt. Oft bekommst Du aber schon nach der Hälfte Deiner Probezeit ein erstes Feedback, also nach 1,5 oder 3 Monaten. Häufig nehmen sich Teamleads nach der ersten Woche Zeit und fragen bei Dir nach, wie Du die ersten Tage erlebt hast.
In dem Gespräch am Ende Deiner Probezeit nimmt sich Deine Chef:in eine gute Stunde Zeit, um zurückzuschauen und zu reflektieren, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Im Vorfeld solltest Du Dir bereits überlegt haben, wie Du selbst Deine ersten Monate im Unternehmen einschätzen würdest. Vielleicht hilft es Dir, schriftliche Notizen zu machen und in Stichpunkten aufzuschreiben, was Du positiv oder negativ bewertest und wie es Deiner Meinung nach weitergehen kann. In den meisten Fällen bekommst Du schon vor dem Gespräch einen Hinweis, ob Du die Probezeit bestanden hast und übernommen wirst. Im Übernahmegespräch füllt Deine Teamleitung einen Bewertungsbogen aus, in dem Deine Leistung bewertet und festgehalten wird, in welchen Bereichen Du Dich noch weiterentwickeln solltest. Am Ende des Gesprächs unterschreibst Du den Evaluierungsbogen und er landet in Deiner Personalakte. Hast Du in Deinem Bewerbungsgespräch eine Gehaltserhöhung nach der Probezeit ausgehandelt ist jetzt in dem Evaluierungsgespräch der richtige Zeitpunkt diese anzusprechen.
Kündigen in der Probezeit: Welche Fristen gibt es?
Mit diesen Tipps kommst Du gut durch Deine Probezeit
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Nimm jede Aufgabe ernst und erledige sie mit Engagement. Klar, es gibt auch To Do’s die Dir keinen Spaß machen. In dem Fall solltest Du es Dir zumindest nicht anmerken lassen und abchecken, wie oft Du diese ungeliebte Tätigkeit in Deiner Position erledigen musst. Wenn Du merkst, dass es Möglichkeiten gibt, den Workflow zu verbessern, oder Aufgaben mit einem anderen Tool leichter zu erledigen sind, darfst Du das gerne gegenüber Deinem Teamlead ansprechen. Versuche aber, Deine konstruktive Kritik mit viel Fingerspitzengefühl rüberzubringen. Es wird einen Grund geben, weshalb bestimmte Tools genutzt werden oder Prozesse so sind, wie sie sind.
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Sei pünktlich. Wahrscheinlich ist es für Dich sowieso selbstverständlich. Gerade wenn Du neu bist, ist es mehr als unhöflich, wenn Dein Team im Daily 5 Minuten auf Dich warten musss, weil Dein Kaffee noch nicht fertig war. Auch wenn Dein Team komplett remote arbeitet, ist es höflich und respektvoll, dass sich alle pünktlich im Video-Call einwählen. Das gilt auch über die Probezeit hinaus. Außerdem musst Du davon ausgehen, dass in der Anfangszeit alles etwas länger dauert. Auch die Meetings werden wegen Dir länger sein weil Dein Team mehr Zeit braucht, um Dir Dinge zu erklären.
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Versuch’, Fehlzeiten zu vermeiden! Klar, wenn Du Dir den Arm brichst, oder wegen einer Grippe ausfällst, kannst Du nicht arbeiten und wirst krankgeschrieben. Steht eine OP an, die planbar ist, weil Du Dir z.B. die Augen lasern lassen möchtest, dann schieb’ sie lieber auf die Zeit nach Deinem Onboarding. Es sei denn, der Termin ist schon fix. Dann solltest Du das mit deiner Chef:in besprechen und erläutern, warum die geplante OP für Dich wichtig ist. In einem offenen Gespräch könnt Ihr eine gute Lösung für beide Seiten finden. Mit einem offenen Umgang schafft Ihr außerdem eine gute Ausgangsbasis für Eure zukünftige Zusammenarbeit.
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Hol’ Dir Feedback. Es ist total sinnvoll, dass Du Dir in den ersten Tagen und Wochen immer mal wieder eine Rückmeldung von Deinem Team einholst. Manchmal reicht es auch schon, seine eigene Vorgehensweise zu kommentieren und zu sagen, warum Du xy machst. So haben Deine Kolleg:innen die Möglichkeit einzuwerfen, warum sie anders vorgehen.
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Beachte immer die Kommunikations- und Dienstwege! Gerade in größeren Unternehmen gibt es bestimmt Kommunikationswege und es wird nicht gerne gesehen, wenn Du Dich selbstständig mit der Kolleg:in aus der Buchhaltung abstimmst. Dabei geht es weniger um Hierarchie und darum, dass sich jemand auf die Füße getreten fühlt. Bei solchen Absprachen fehlt schlicht die Transparenz und es besteht die Gefahr, dass Informationsinseln entstehen. Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Du eine Person aus einer anderen Abteilung direkt kontaktieren darfst, sprich es bei Deiner Teamleitung an. Und keine Angst, dass Du mal ins Fettnäpfchen trittst und jemanden übergehst. Das kann immer passieren, wenn Du neu bist. Entschuldige Dich und merk’s Dir fürs nächste Mal. Deinem Team und Deiner Teamleitung ist klar, dass es ein paar Wochen oder Monate dauert, bis Du den Unternehmensjargon und die Abläufe draufhast.
Nach Deinem abschließenden Feedbackgespräch bist Du komplett ongeboardet. Wenn es noch nicht geschehen ist, kannst Du nun einen kleinen Einstand geben und für Deine Kolleg:innen ein paar Snacks bereitstellen. Auf wenn Du beim Berufseinstieg alles richtig machen willst, versuche Dich nicht zu sehr zu stressen und unter Druck zu setzen. Nutze die Zeit der "Arbeit auf Probe", um Dein Team gut kennenzulernen und zu schauen, ob das Unternehmen und Du ein Match seid.
- Eine Probezeit ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Sie wird zwischen Dir als Arbeitnehmer:in und dem Arbeitgeber vereinbart und im Arbeitsvertrag festgehalten.
- Üblich ist eine Probezeit von 6 Monaten, in der Du das Unternehmen und Dein Team kennenlernen kannst und einen umfassenden Einblick in Deine Aufgabenbereiche bekommst.
- Es ist nicht schlimm, wenn Du in Deiner Einarbeitungszeit den ein oder anderen Krankheitstag hast. Oft kannst Du gegen Ende sogar eine Woche Urlaub nehmen.
- Spätestens am Ende der Probezeit findet ein ausführliches Feedbackgespräch statt. Meistens erfährst Du schon vorher, ob Du übernommen wirst.
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