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Was macht ein UX Designer?

Mit Design ist es wie mit dem Humor… Musst Du einen Witz erklären, war er nicht gut

Melanie Schmole
Block und Handy

There are three responses to a piece of design – yes, no, and WOW! Wow is the one to aim for.

Milton Glaser

Im UX-Design willst Du verstehen, wie die Nutzer:innen ticken und was sie wollen. Im Prozess der Softwareentwicklung bildet das UX-Design die Schnittstelle zwischen User:in und dem Dev-Team. Früher war es Sache der Nutzenden, sich mit IT-Anwendungen zurechtzufinden – nicht umsonst fanden sich zahlreiche "DO's für Dummies"-Bücher in bequemer Griffreichweite des heimischen Familien-PCs. Heute sieht das etwas anders aus. Gute Produkte sind einfach zu nutzen und die Bedienung ist leicht verständlich bis selbsterklärend – wenn nicht, werden sie von der Konkurrenz schnell verdrängt. Als User Experience Designer:in (UX-Designer:in) steht für Dich das Nutzungserlebnis im Mittelpunkt: Wie interagieren Anwender:innen z.B. mit einer App? Welche Funktionen soll die App haben und wie zufrieden sind die Nutzenden mit einem Service? Zufriedene User:innen sind loyal, das Paradebeispiel dafür ist Apple: Intuitive Anwendungen, einfache Bedienung und schnelle Erlernbarkeit zeichnen die Soft- und Hardware aus. Dein Ziel ist es also, durch gute Nutzungserfahrungen, langfristig von einem Produkt zu begeistern.

Wir verraten Dir, welche Aufgaben Dich im UX Design erwarten, wo Du arbeiten kannst und wie viel am Ende des Monats auf Deinem Gehaltszettel steht.

Was sind Deine Aufgaben im UX-Design?

Du setzt Deine kommunikativen Skills sowie Forschungs- und Designmethoden ein, um eine optimale Nutzungserfahrung zu schaffen. Du ermittelst die tatsächlichen Anforderungen an z.B. eine Fitness-App. Deine Einsatzfelder im UX Design sind sehr breit. Sie reichen von der Wettbewerbsanalyse über Marktforschung bis zur Qualitätssicherung. Du nimmst direkten Einfluss auf die Produktentwicklung, und zwar von der ersten Produktvision bis zur finalen Auslieferung.

UX Design Step by Step

  • Wettbewerbsanalyse: Du analysierst und vergleichst Produkte z.B. die Webseite der Konkurrenz: Was wird den Nutzer:innen dort aktuell geboten? Was sollte also Deine Webseite ebenfalls können oder besser machen? Was ist State of the Art?

  • Requirement Engineering: Du definierst die Anforderungen an eine Webseite basierend auf Deiner Wettbewerbsanalyse, Befragung der Nutzer:innen und digital erhobenen Daten zum Nutzungsverhalten z.B. mit Webanalyse-Tools. Um Dich noch besser hineinzuversetzen, was die einzelnen User:innen erwarten, verwendest Du verschiedene Methoden. Du entwickelst z.B. sogenannte Personas – also Modelle – die Deine Zielgruppe repräsentieren: Name, Aussehen, Funktion, Werdegang, Privatleben, Vorlieben, Ziele, typisches Verhalten und eben auch Erwartungen. Das Ziel ist: Weg von Zielgruppen hin zu konkreten Nutzer:innen.

  • Analyse der User Journey: In Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement, dem Entwicklungsteam und – im Best Case – denjenigen, die die Anwendung später nutzen, gestaltest Du jeden einzelnen Schritt der User Journey, z.B.: Von wo kommen die User:innen auf eine Webseite und worauf klicken sie? Die Devs steuern dabei den technischen Aspekt bei und geben Input was umsetzbar ist und wie. Diese User Journey hältst Du in Form von Flussdiagrammen sogenannten Flows oder Storyboards fest. Sobald die Anforderungen klar sind, gießt Du sie in Form. Mit Entwürfen wie Website Wireframes legst Du den Grundstein und skizzierst welche Funktionen z.B. eine App haben soll und welche Aktionen aufeinander folgen.

Ausschnitt eines Storyboards zur Customer Journey einer Smart Home App.

Ausschnitt eines Storyboards zur Customer Journey einer Smart Home App.

  • Prototyping: Mit sogenannten Mock-ups, die mit wenig Arbeitsaufwand schon einen ersten Blick auf das Produkt bieten, und ausgefeilteren Prototypen, testest Du die Umsetzungsidee vorab und findest so Schritt für Schritt die optimale Lösung. Du startest mit "Low-Fidelity"-Prototypen in Papierform oder einem Modellierungstool wie, z.B. Balsamiq oder Figma und bewertest die ersten Ideen. Sogenannte "Mid-Fidelity"-Prototypen umfassen zwar noch nicht alle Funktionen einer Webseite, haben aber schon klickbare Buttons und Felder, die die Hauptfunktionen wie Interaktion und Navigation repräsentieren. Schließlich – mit "High-Fidelity"-Prototypen – erstellst Du täuschend echte "Attrappen" einer App oder einer Webseite, die dann mit echten Nutzer:innen im Usability Test auf die Probe gestellt werden, aber noch nicht veröffentlicht sind.

  • Usability Tests mit fertigen Produkten: Wichtig ist, nach jedem Entwicklungsschritt Feedback einzuholen, und rein zahlenbasierte Daten zum Nutzungsverhalten immer auch um echte Stimmen von Nutzer:innen zu ergänzen. Du planst die Koordination, die Durchführung und die Auswertung von Usability Tests und erhältst auf diese Weise wertvolles Feedback, um die Software noch besser zu gestalten. Denn im UX Design ist ein Produkt niemals fertig!

Die Power von UX Design

Ein gutes Produkt erkennt man unter anderem daran, dass man es nicht erklären muss. Ein Beispiel dafür ist das erste iPhone aus dem Jahr 2007. Ein komplexes Produkt – Telefon, Internet Browser und MP3 Player und vieles mehr in einem einzigen kompakten Endgerät vereint – und es kommt ganz ohne eine Bedienungsanleitung aus. Die Anwender:innen – unabhängig vom IT-Know-how – legten sofort los und hatten keine Probleme, sich zurechtzufinden: Die Nutzung ist einfach und intuitiv. Das liegt vor allem an der guten Balance zwischen Optik und Leistung. Apple kombiniert minimalistisches und klares Design, mit smarter Software wie dem Cloud Service und intuitiv bedienbarer Hardware. Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine findet unmittelbar, fast ausschließlich über den Touchscreen, statt.

Best Practices:

  • Clean: Möglichst schmal und dabei aber leistungsstark – so viel wie nötig und so wenig wie möglich.

  • Styleguides: Entwickle klare Design Patterns für ein einheitliches Produktdesign.

  • Orientierung: Lass die User:innen zu jeder Zeit wissen, wo sie z.B. in der App gerade sind und welche Handlungsmöglichkeiten sie haben.

UX Design und Accessibility

Zu wenig Kontrast, eine schlecht zu lesende Schriftart, fehlende Alternativtexte zu Grafiken und Untertitel bei Videos – für Menschen, die gut sehen und hören können, kein Problem. Für Menschen mit physischen und kognitiven Einschränkungen hingegen schon. Um die digitale Teilhabe allen Bürger:innen in der EU zu gewährleisten, müssen Online-Angebote aus den Bereichen Handel, Finanzen oder auch Personenverkehrsdienste und natürlich der öffentlichen Verwaltung gemäß der EU-Richtlinie 2016/2102 barrierefrei sein. Aufgabe für UX-Designer und Webentwicklerinnen ist es also auch, die Anwendungen und Inhalte so zu strukturieren und zu entwerfen, dass die Anforderungen nach BITV 2.0 (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung ) erfüllt sind. Von einer barrierefreien Website oder barriereamen App profitieren alle. Die Inhalte sind klarer strukturiert und einfacher zu pflegen, die Ladezeiten verkürzen sich. Darüber freut sich auch der Google Suchalgorithmus: Auch er kann die Inhalte leichter crawlen und indizieren.

Wo kannst Du als UX-Designer:in arbeiten?

Da die User Experience an der Schnittstelle zwischen Mensch und Computer eine entscheidende Rolle spielt, werden UX-Designer:innen wegen der Digitalisierung in beinah jeder Branche und Unternehmensgröße gebraucht. Von der mittelständischen Webdesign-Agentur bis hin zum Großkonzern kannst Du im UX Design durchstarten. Im Handel entwickelst Du zum Beispiel Geräte zur Mobilen Datenerfassung (MDEs) und gehst dabei auf die individuelle Nutzungsumgebung im Arbeitskontext ein – z.B. wie kann ein Angestellte:r den Touchscreen bedienen und auf wichtige Informationen zugreifen, obwohl er oder sie den ganzen Tag Handschuhe trägt? Zusätzlich übernimmst Du in großen Konzernen die Rolle eines UX-Coaches. Du gibst Dein UX-Methodik-Wissen in Form von Schulungen und Workshops an Mitarbeitende, Teams und sogar ganze Abteilungen weiter. In Start-ups und kleineren Unternehmen wird das UX Design häufig von anderen – wie dem Produktmanagement – mit übernommen, während in großen Konzernen eine eigene Position dafür eingeplant ist.

Worauf kannst Du Dich im User Experience Design spezialisieren?

Die Herausforderung im User Experience Design liegt darin, komplexe Probleme in intuitive Lösungen zu verwandeln, und zwar – noch bevor die App auf den Markt kommt. Um dieses Ziel zu erreichen, sind unterschiedliche Skill Sets gefragt. Daher existieren auch unterschiedliche Rollen, die UX-Designer:innen einnehmen können:

User Requirements Engineer

In dieser Rolle erschließt Du den tatsächlichen Nutzungskontext der Anwender:innen, z.B.: Wann nutzen sie ein Smartphone und wo nutzen sie ein Smartphone? Daraus ermittelst Du die Anforderungen, die ein Projekt oder eine Software erfüllen soll. Im Entwicklungsprozess begleitest Du das Team, indem Du z.B. die verschiedenen Anforderungen priorisierst: Was ist wichtiger ein handliches Format oder die Stoßfestigkeit?

Usability Engineer

Als Usability Engineer bist Du all over the place, denn Du hast eine bereichsübergreifende Rolle. Du bist für die Einhaltung der Gestaltungsrichtlinien und Anwendung der UX-Methoden wie besonderer Frameworks und Wireframes zuständig. Mit Webanalyse-Tools führst Du Usability Tests durch, analysierst wie sich die Nutzer:innen z.B. über die Webseite bewegen und beteiligst Dich direkt am Produktentwicklungsprozess.

Interaktionsdesigner:in

Du konzipierst die gesamte Interaktion, also jeden Berührungspunkt der User:innen mit der Software, z.B.: Wird die Navigations-App auf dem Smartphone im Auto genutzt? Im Hinterkopf hast Du die Anforderungen der Nutzer:innen im Beispiel von A nach B zu kommen und sorgst dafür, dass sie ihr Ziel sicher, effizient und natürlich zur vollsten Zufriedenheit erreichen. Also direkte Strecken, rechtzeitige Sprachausgabe und natürlich am Stau vorbei.

Informationsarchitekt:in

Du entwickelst effiziente Wege, um Informationen in einem interaktiven System zu strukturieren und zwischen ihnen zu navigieren. Universitäten haben z.B. Vorlesungsverwaltungssysteme. Darüber managen Studierende, Dozent:innen und die Verwaltung die Kurse. Jede Gruppe hat dabei verschiedene Anforderungen beginnend bei der Kurseinstellung, über die Kursbuchung bis hin zur Zuordnung in die Modul-Landschaft. Du entwirfst die Menüs und Navigationen und legst die Bestimmung der Berechtigungen fest. In dieser Rolle bist Du für einen effizienten und nachvollziehbaren Weg zu der Information verantwortlich.

Usability-Tester:in

In dieser Rolle bewertest Du die Arbeitsergebnisse in den verschiedenen Stadien der Anfertigung. Das bedeutet, dass zu Deinen Aufgaben sowohl eine schnelle Validierung von Prototypen als auch die Evaluation von vollständigen Produkten gehört. Das heißt konkret: Passt der Prototyp zu der Aufgabe, wird er weiterentwickelt – passt er nicht, musst Du nochmal ran. Ein Beispiel, wie wichtig Usability Testing ist, ist der Drucker. Zu Beginn seiner Bürokarriere hat er zu langen Schlangen im Flur geführt, weil nicht klar war, wie er funktioniert. Als Usability-Tester:in gestaltest Du die Testabläufe und kümmerst Dich um die Durchführung und Auswertung. Deine Testberichte helfen Handlungsanweisungen herzuleiten, um Dein Produkt zu optimieren. Die Ergebnisse kommunizierst Du mit Deinem Projektteam und ggf. auch mit der Geschäftsführung.

User Experience vs. User Interface Design

UI Design ist das Gegenstück zum UX Design. Wegen der großen Schnittmenge der beiden Berufe, können sie auch in einer Stelle miteinander kombiniert werden:

Im User Interface Design kreierst Du die Benutzungsoberfläche inklusive der Logik hinter jedem einzelnen Schritt. In dieser Rolle gehört es zu den wichtigsten Aufgaben, alle Use Cases im Blick zu haben und die passenden Interaktionsoberflächen zu gestalten. Dabei berücksichtigen UI-Designer:innen ganz im Sinne des Grafikdesigns die Gestaltungsgesetze und passen das Interface z.B. nach Endgeräten wie Laptop und Smartphone an. Sie verschlanken z.B. Navigationselemente und gestalten sie kompakter, damit sie bei der Nutzung auf dem Smartphone mehr Raum für Content auf dem Display lassen.

Was kannst Du im UX Design verdienen?

Im UX Design startet Dein durchschnittliches Einstiegsgehalt zwischen 40.900 € und 47.100 € brutto im Jahr (mit Masterabschluss). Wichtige Faktoren sind dabei die Branche, das Bundesland und Dein Abschluss. Sie sind ausschlaggebend dafür, was am Ende auf Dein Konto überwiesen wird. Mit zunehmender Berufserfahrung kannst Du als Senior UX-Designer:in im Schnitt 73.700 € verdienen. Wenn Du Dir einen Überblick verschaffen willst, wie sich Dein Abschluss auf Dein Gehalt im UX Design auswirkt und in welchem Bundesland UX-Designer:innen die besten Gehaltsaussichten haben, findest Du alle Informationen in unserem Artikel: Was verdient ein UX-Designer? oder verschaffe Dir in unserer Gehaltsstatistik einen Überblick über andere Berufsfelder und Spezialisierungen.

TL;DR:
  • UX-Designer:innen verstehen die Nutzer:innen. Im Prozess der Softwareentwicklung bilden sie die Schnittstelle zwischen User:innen und dem Entwicklungsteam.
  • Du nimmst die Perspektive der Nutzer:innen ein und sorgst damit für frustfreie, leicht erlernbare und intuitiv zu bedienende Produkte.
  • Im UX Design startet Du mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt zwischen 40.730 € und 46.940 € brutto im Jahr.

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