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20 Jahre in der IT: IT-Karrieren im Wandel

War früher alles besser?

Sonja Engels
Foto eines vollen Schreibtischs mit großem Monitor und allerhand Utensilien und Unterlagen.

Es ist das Jahr 2005: Angela Merkel wird zur ersten deutschen Bundeskanzlerin, in der ARD wird die 1000. Folge Lindenstraße ausgestrahlt und die Rosskastanie wird Baum des Jahres. Ob Du 2005 schon Star Wars Episode III im Kino gucken durftest oder eher noch Deinen Nintendog auf dem DS trainiert hast - andere haben bereits die IT-Welt von heute geprägt.

Mit genau diesen IT-Talents von vor 20 Jahren hat die US-amerikanische Karrierewebsite Dice.com gesprochen. Wir haben uns einige Aussagen von Teilnehmer:innen des aktuellen "20 Years in Review"-Reports einmal genauer angehesen. Das Ergebnis: Einmalige Einblicke in eine turbulente Zeit für eine noch junge Branche und wertvolle Perspektiven für Deine eigene IT-Karriere!

Von Generalist zu Spezialistin: IT ist komplexer geworden

The increased abstraction and sophistication of every part of the development cycle. Where once everything had to be done and completed by the individual developer or team, there are now services, products, toolkits, and framewoks to handle every part of development. Every part has grown and developed and grown more specialized. The complexity of it makes it impossible to know everything.

Von der Serveradministration über das Backend bis zum Frontend – vor 20 Jahren konnte das gut und gerne alles in der Hand einer IT-Kraft sein. Heute ist das nahezu undenkbar. Die Komplexität von gewachsenen Systemen und neuen Technologien und Tools macht Spezialisierung essenziell. Selbst die Generalist:innen unter den Entwickler:innen, die Full Stacks, sind heute weniger Team „Ich-mache-alles-selbst“, sondern vielmehr Team „Ich-weiß-wie-alles-zusammenspielt“. Gleichzeitig reicht es auf Deine gesamte IT-Karriere gesehen aber auch nicht aus, Dich auf eine Nische zu spezialisieren. Technologien entwickeln sich immer weiter. Das heißt, Du musst bereit sein, Dich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Programmiersprachen im Wandel: Mobile & JavaScript als Gamechanger

What I have seen that has had the largest impact on software development is the proliferation of java_script. It has completely changed the dynamic of what it means to be a software developer.

Während sich IT-Karrieren zunehmend spezialisieren, gibt es eine Technologie, die in fast allen Bereichen Einzug gehalten hat: JavaScript. Was einst als einfache Skriptsprache für Websites belächelt wurde, ist heute eine der mächtigsten und vielseitigsten Programmiersprachen der Welt. Ob Web, Mobile, Backend oder sogar KI – JavaScript ist überall.

The most interesting change in tech over the past 20 years has been the explosive growth of mobile. 25 years ago cell phones were not very common. Now, they are everywhere and have replaced home phones, computers, camera’s, pagers, blackberries, and game units.

Ein weiterer Gamechanger war der Mobile-First-Ansatz, der die Art des Programmierens radikal verändert hat. Früher wurden Anwendungen primär für den Desktop entwickelt, heute stehen mobile Geräte im Fokus. Das bedeutet: Performance, Skalierbarkeit und Nutzerfreundlichkeit sind wichtiger denn je – und Entwickler:innen müssen sich darauf einstellen. Inzwischen ist es zwar durchaus etwas umstritten, wie stark die Gewichtung auf dem kleinstmöglichen Layout einer Website oder Anwendung liegen sollte. Trotzdem macht die Entwicklung deutlich, wie abhängig Deine Arbeit bspw. in der Entwicklung oder im Design nicht nur von Technologien, sondern ebenso von Nutzungspraktiken bestimmt wird.

New Work, New Rules: Wie sich die Arbeitskultur verändert hat

Moving to the cloud and video conferencing made remote work possible and better than in-office environments.

Ein ganz zentraler Aspekt, der die Arbeitskultur der letzten 20 Jahre verändert hat, ist Remote Work. Technologische Fortschritte – von Cloud-Diensten bis zu Videokonferenzen – haben die Zusammenarbeit über Distanzen hinweg deutlich bequemer gemacht. Die befragten IT-Profis betonen dabei aber Vorteile als auch Herausforderungen: Remote Work bringt neue Möglichkeiten Deine Arbeit flexibel an Deine Lebensumstände anzupassen. Aber: Nahezu immer und überall arbeiten zu können, heißt natürlich auch, dass Du Deine eigenen Grenzen zwischen „Work Life“ und Privatleben aktiv setzen musst.

Spannend in diesem Zusammenhang ist, wie unterschiedlich die Studienteilnehmer:innen die Veränderungen im Bereich Work Culture bewerten. Da gehen die Meinungen nämlich deutlich auseinander: Während 48 % der IT-Profis eine Verbesserung sehen, empfinden 41 % die Entwicklung alles in allem eher negativ. Auffällig ist jedoch, dass Frauen die Veränderung deutlich positiver bewerten als Männer – 64 % der Frauen sagen, die Arbeitskultur habe sich verbessert, verglichen mit nur 46 % der Männer.

DEI in Tech: Warum Diversität mehr als ein Buzzword sein muss

I started in IT over 25 years ago when it was very male dominated field. I remember a specific vendor who would not work with me because I was a woman. It was hard to be taken seriously or get challenging projects. […] Now I see the younger females in the field having an easier time, getting more complex/challenging roles earlier in their career. I am so excited for them.

Hierin könnten wir schon ein Indiz sehen, warum weibliche IT-Profis tendenziell positiver auf die Veränderungen im Bereich Work Culture blicken. Auch wenn der Anteil von Frauen in der IT mit 30 % noch deutlich geringer ist, steigt er kontinuierlich. So ist beispielsweise der Frauenanteil in der technischen Forschung – einer der eher stärker männlich geprägten Bereiche – in den letzten zehn Jahren um 7 % gestiegen (to be fair: auf 18 %, da ist also trotzdem noch Luft nach oben...).

Allgemein rückt Diversität heute stärker in den Vordergrund. Vor zwanzig Jahren wohl eher noch ein Randthema, ist DEI, also die aktive Förderung von Diversität (Diversity), gerechter Teilhabe (Equity) und Inklusion (Inclusion), heute in vielen Unternehmen ein ernst genommenes Handlungsfeld. Trotzdem ist das Thema nicht neu: Bereits 2006 unterzeichneten Daimler, die Deutsche BP (heute BP Europa SE), die Deutsche Bank und die Deutsche Telekom die sog. Charta der Vielfalt und verpflichteten sich damit, selbst Vielfalt in der Arbeitswelt aktiv voranzubringen. Seit 2011 ist die ein eingetragener Verein, bei dem Organisationen sich durch Unterzeichnung der Charta selbst zu ihren Leitlinien und deren Umsetzung erkennen.

Die Umsetzung der „Charta der Vielfalt“ in unserer Organisation hat zum Ziel, ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft. Die Anerkennung und die Förderung vielfältiger Potenziale schaffen wirtschaftliche Vorteile für unsere Organisation.

Auszug aus der "Charta der Vielfalt"

Ob nun diese faktisch recht lose Selbstverpflichtung wirklich aussagekräftig ist, wird kontrovers diskutiert. Dass Diversität in der IT aber heute auch in Unternehmen als wichtiges Thema anerkannt wird, zeigen Befragungen des Branchenverbands bitkom im Jahr 2024: 80 Prozent der IT-Unternehmen gaben an, dass die Förderung von Diversität ein relevantes Thema ist. Zwischen 70 und 80 Prozent sind überzeugt, dass diverse Teams sich positiv auf Betriebsklima und Unternehmenskultur auswirken und das Unternehmen durch erweiterte Perspektiven aktiv bereichern .

Die Hyper-Connected World: Mehr Möglichkeiten, aber auch mehr Stress?

The most interesting change in tech over the past 20 years has been the exponential growth in data and connectivity, transforming the way we interact, work, and live. This shift, driven by advancements in cloud computing, mobile devices, and AI, has created a hyper-connected world where access to information and services is nearly instantaneous. […] I’ve seen how this connectivity has required the tech industry to evolve quickly, especially in how we protect data.

Mit der zunehmenden Vernetzung ist die IT-Welt nicht nur komplexer, sondern auch schneller und anspruchsvoller geworden. Daten und Konnektivität sind heute das Rückgrat unserer digitalen Gesellschaft – von der Cloud über IoT bis hin zu KI-gestützten Systemen. Der Blick zurück zeigt, wie rasant sich Daten zu einer Währung entwickelt haben, die weiter an Bedeutung gewinnen wird und spannende Karrieremöglichkeiten bietet. Doch mit dieser Hyper-Connectivity kommen neue Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Sicherheit, Datenschutz und ethische Verantwortung. Deshalb ist und bleibt IT-Security eine wichtige Säule der digitalen Welt: Je mehr vernetzt ist, desto mehr Angriffsflächen entstehen. Und auch der Umgang mit Daten will nicht nur gekonnt sein, sondern auch ständig reflektiert werden.

IT-Gehälter: Zahlt sich der Boom aus?

Digitalisierung, Vernetzung, New Work – die Arbeitswelt hat sich grundlegend gewandelt und hinter fast jeder der Veränderungen steckt auf die eine oder andere Weise IT. Das muss sich doch auf die Gehälter auswirken, oder? Auf den ersten Blick: Aber hallo! Laut Dice-Report betrug das durchschnittliche IT-Gehalt im Jahr 2005 69.700 US$ – 2024 hingegen 112.500 US$. Das bedeutet, nominal sind die Gehälter also um mehr als 61 % gestiegen. „Nominal“ ist aber auch das Wörtchen, das den Haken an dieser Erfolgsstory markiert: Inflationsbereinigt, also gemessen an der Kaufkraft, sind die IT-Gehälter in den letzten 20 Jahren kaum gestiegen. Auch wenn diese Zahlen sich auf den US-amerikanischen Markt beziehen, lässt sich für Deutschland ein ähnliches Bild zeichnen. Das ist aber kein reines IT-Phänomen, sondern gilt branchenübergreifend. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten, besonders der letzten Jahre, haben den Markt allgemein gedämpft. Und auch wenn das Wachstum im Bereich der Gehälter effektiv vielleicht weniger stark ist, als man erwarten würde: Im Gegensatz zu anderen Bereichen sind die Tech-Gehälter zumindest stabil geblieben. Damit ist und bleibt Deine IT-Karriere ein sicherer Karriereweg.

Höher, schneller, weiter?

The speed and scale of the technology trajectory is increasing literally by the minute. We are learning, more and more, at a faster and faster rate, than any time in recorded history. We need to be careful and not out-tech ourselves into oblivion. The control will be up for grabs in the next 50 years, either we retain control of tech, or tech will take control of us.

Auch diese Mahnung eines Studienteilnehmers soll noch Erwähnung finden. Künstliche Intelligenz, Automatisierung, Hyper-Connectivity – all das verspricht Fortschritt, birgt aber auch Risiken. Nicht jede Innovation ist automatisch ein Gewinn. Die entscheidende Frage für die kommenden Jahrzehnte wird sein, wie wir mit dieser Geschwindigkeit der Neuerungen umgehen. Nutzen wir Technologie bewusst und verantwortungsvoll? Oder lassen wir sie uns diktieren, wie wir arbeiten, leben und denken? Für Dich als IT-Talent bedeutet das vor allem eines: Neugier und Reflexion müssen Hand in Hand gehen. Es reicht nicht, nur mit der nächsten Technologie-Welle zu schwimmen – es geht darum, aktiv mitzugestalten!

TL;DR:
  • IT-Berufe haben sich stark spezialisiert, Generalist:innen gibt es kaum noch – lebenslanges Lernen ist entscheidend.
  • JavaScript und Mobile-First haben die Software-Entwicklung revolutioniert und bestimmen den Tech-Stack vieler Unternehmen.
  • Remote Work & Diversity haben die Arbeitskultur verändert, aber nicht alle erleben das als Fortschritt.
  • Die Digitalisierung schreitet rasant voran, birgt aber Risiken – IT-Profis müssen mitgestalten, um die Kontrolle zu behalten.

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