Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?
9-to-5, Funktionszeit, Telearbeit? Du stehst kurz vor dem Berufseinstieg, bist als Trainee oder als Junior unterwegs und Dir fehlt der Durchblick bei den unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen? Die klassische 40-Stunden-Woche mit fixen Arbeitszeiten und einem festen Arbeitsplatz vor Ort im Büro ist ein historisch gewachsenes Modell und mag zum Lebensstil vor der Jahrtausendwende gepasst haben. Bei diesem Prototypen des Arbeitszeitmodells ist es für Dich als Angestellte:r manchmal ein Jonglage-Akt, private Termine und Arbeit gut in Einklang zu bringen. Inzwischen haben das viele Unternehmen erkannt und wissen, dass ihre Mitarbeitenden motivierter und zufriedener sind, wenn sie ihren Arbeitstag selbstbestimmter planen können.
Wir haben uns für Dich die unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle angeschaut und erklären Dir, was hinter den Begriffen wie Jahresarbeitskonto und Co. steckt und welches am besten zu Deiner Work-Life-Balance passt.
Flexible Arbeitszeitmodelle bieten Dir viele Vorteile
Du arbeitest schon ein paar Monate in Deinem ersten Job? Dann hast Du wahrscheinlich auch gemerkt, dass manche Dinge in Deinem Alltag jetzt anders laufen und sich die To-Do's im Haushalt, Sport und sonstiger Freizeitspaß auf die Abendstunden oder das Wochenende verschieben. Um auf die Bedürfnisse ihrer Angestellten einzugehen, bieten viele Unternehmen ihren Mitarbeitenden inzwischen die Möglichkeit, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Am stärksten verbreitet ist das Modell Gleitzeit, aber auch Vertrauensarbeitszeit und Jahreszeitkonten sind beliebt, um Arbeitswelt und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Damit z.B. beim Roll-out alles glatt läuft, startest Du Deinen Arbeitstag vielleicht sehr früh oder setzt wegen der Zeitverschiebung den Call mit Kolleg:innen aus China erst abends an. Klar, auch private Termine, wie den Kontrollbesuch in der Zahnarztpraxis, musst Du irgendwo im Terminkalender unterbringen. Vielleicht entspricht es auch einfach nicht Deinem Biorhythmus, Dich vor 10 Uhr mit Variablen auseinander zu setzen, oder Du entkommst dem Berufsverkehr, wenn Du schon um 7 Uhr im Büro bist. Flexiblere Arbeitszeitmodelle bieten Dir in der Regel viel Spielraum und Du musst für Behördengänge keinen Urlaubstag nehmen, sondern kannst die Stunden vor- oder nacharbeiten.
… es gibt aber auch Nachteile
Aus der Sicht Deines Arbeitgebers bedeutet mehr Flexibilität auch mehr Organisations- und Verwaltungsaufwand, damit die Arbeitsprozesse reibungslos laufen. Flexibles Arbeiten heißt für Dich als Arbeitnehmer:in, dass Du selbstorganisierter arbeitest und Teams mehr Verantwortung übernehmen. Bei der Übertragung von “Ownership” muss Dein Vorgesetze:r darauf achten, dass Dein Team und Du die Aufgaben bewältigen könnt oder Euch mit Schulungen und Workshops unterstützen, um Überlastungen vorzubeugen. Vor dem Schlafengehen noch schnell die Arbeitsmails checken und womöglich beantworten? Wenn Du dazu neigst, eher zu viel zu arbeiten, solltest Du bei flexiblen Arbeitszeitmodellen darauf achten, Arbeit und Privates strikt zu trennen – besonders, wenn Du die Option hast, im Home-Office zu arbeiten. Home-Office oder remote work ist zwar kein Arbeitszeitmodell, aber wie bei flexibleren Arbeitszeitmodellen ist der Organisationsaufwand oft höher und Du musst Zeit für deine Organisation einplanen. Du kannst Mittags nicht einfach in die Kantine schlendern, sondern musst dir entweder selbst etwas kochen oder zur Bude um die Ecke gehen. Beides kostet tendenziell mehr Zeit als der Gang in die Bürokantine.
Definition: Was ist Arbeitszeit?
Gleitzeit
Bietet Dein Arbeitgeber Gleitzeit an, dann überlässt er es Dir, wann Du Deinen Arbeitstag beginnst und wann Du Feierabend machst. Du kannst also Deine tägliche Arbeitszeit eigenverantwortlich bestimmen. Deine Arbeitsstunden werden in der Regel auf einem Arbeitszeitkonto verbucht, damit Du weißt, wie viele Stunden Du insgesamt gearbeitet hast und auch Dein Arbeitgeber Deine Überstunden oder Minusstunden im Blick hat. Wie bei einem Girokonto kannst Du Stunden ansparen, bzw. werden Minusstunden abgebucht, wenn Du an einem Tag weniger gearbeitet hast.
Gleitzeit mit Kernarbeitszeit
In vielen Unternehmen mit Gleitzeitmodell gibt es eine Kernarbeitszeit, in der für einen festgelegten Zeitraum alle Angestellten eine Anwesenheitspflicht besteht, ob im Home-Office, Coworking-Space oder im Büro. Damit Meetings stattfinden können, teamintern und -übergreifend die Zusammenarbeit gut funktioniert, kann es wichtig sein, dass alle Mitarbeitenden z.B. während der Kernarbeitszeit von 10 und 15 Uhr in anwesend, bzw. verfügbar sind. Wie lang die Kernarbeitszeit ist, legt das Unternehmen selbst fest. Bei manchen ist sie relativ lang, von 9:30 bis 16 Uhr, bei anderen reichen wenige Stunden von 10 bis 14 Uhr.
Gleitzeit mit Funktionsarbeitszeit
Verzichtet ein Unternehmen beim Gleitzeitmodell auf eine Kernarbeitszeit, wird von Funktionsarbeitszeit gesprochen. Hier hast Du keine Anwesenheitspflicht zu einer bestimmten Zeit. Das funktioniert gut bei projektbezogener Arbeit mit dem Fokus auf den Output und den Erfolg des Projekts. Allerdings muss das Team dafür ausreichend kommunizieren, präzise Anforderungen stellen und Absprachen treffen, damit alle wissen, wann welche Arbeit wie erledigt sein muss.
Gleitzeit mit Jahresarbeitszeit
Mehr Flexibilität gibt es wahrscheinlich nicht: Bei diesem Modell kannst Du Deine Arbeitszeit vollkommen frei einteilen, Hauptsache Du hast am Ende des Jahres die vertraglich vereinbarten Stunden gearbeitet. Gleitzeitmodelle mit einem Jahresarbeitskonto sind noch nicht stark verbreitet. Unternehmen müssen sehr gut planen, wenn Angestellte die Wahl haben und selbst entscheiden können, ob sie z.B. in der ersten Jahreshälfte wesentlich mehr arbeiten wollen, um es dann in der zweiten Jahreshälfte ruhiger angehen zu lassen. Das Gehalt für Dich bleibt immer gleich, auch wenn Du in einem Monat deutlich mehr als z.B. 160 Stunden gearbeitet hast.
Vorteile von Gleitzeit
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Du kannst Dir Deine Zeit freier einteilen.
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Du arbeitest eigenverantwortlicher.
Nachteile von Gleitzeit
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Du musst Dich besser organisieren und enger mit Kolleg:innen abstimmen.
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Dein Arbeitgeber hat mehr Organisationsaufwand, wenn er z.B. sicherstellen muss, dass bestimmte Arbeitsplätze im Support oder in der Administration zu bestimmten Zeiten besetzt sind.
Jobsharing
Das Modell Jobsharing, bei dem sich zwei Mitarbeitende eine Vollzeitstelle teilen, könnte für Dich nach ein paar Jahren Berufserfahrung interessant werden. Z.B. wenn Du nach der Elternzeit zurückkommst. Topsharing: Einige Unternehmen machen das Jobsharing auch für Führungskräfte möglich. Die Teilung muss dabei nicht hälftig sein. Absolute Voraussetzung ist, dass sich beide Personen sehr gut absprechen. Unternehmen profitieren vom Jobsharing, weil in der Regel immer eine der Stelleninhaber:innen anprechbar ist, selbst wenn eine:r im Urlaub oder krank ist.
Lebenszeitkonto
Andere Namen sind auch Langszeit-oder Zeitwertkonto. Hier kannst Du als Arbeitnehmer:in Deine Überstunden oder nicht genommene Urlaubstage sammeln. Anders als bei einem “normalen” Arbeitszeitkonto ist das Ziel nicht der Ausgleich von zu viel oder zu wenig gearbeiteten Stunden, sondern das Ansparen. Oft sind es große Unternehmen, die dieses Modell anbieten. Je nachdem kannst Du auch Prämien oder einen Teil Deines Gehalts einzahlen. Mit Deinen Ersparnissen kannst Du z.B. ein mehrmonatiges Sabbatical nehmen, Deine Elternzeit verlängern oder am Ende Deines Berufslebens in Altersteilzeit arbeiten.
Schichtarbeit
Je nachdem, in welcher Branche und bei welchem Unternehmen Du nach Deinem Informatik-Studium durchstartest, kann es sein, dass Du auch im Schichtdienst arbeitest. Als Systemadministrator sorgst Du dafür, dass die IT reibungslos läuft – im Zweifel auch am Wochenende. Die Arbeit im Schichtdienst zählt wegen der sich ändernden Arbeitszeiten zu den flexiblen Arbeitszeitmodellen. In regelmäßigem Turnus wechseln sich dabei mindestens zwei Personen ab, die am gleichen Arbeitsplatz die identische Arbeit machen. Du ahnst es schon, einen Einfluss auf Deine Arbeitszeiten hast Du nicht, denn oft sind es dienstleistende Unternehmen, Krankenhäuser, Polizei oder die Industrie, die mit der Schichtarbeit einen 24-Stunden-Betrieb gewährleisten.
Rufbereitschaft
Bei Bereitschaftsdienst denkst Du vielleicht als Erstes an die Ärztin im Krankenhaus oder den Rettungssanitäter. Aber auch in der IT kannst es sein, dass Du Dich für den Notfall bereithalten musst. Vor allem, wenn Du als Admin oder im IT-Support arbeitest, ist es normal, Rufbereitschaft zu haben. Das bedeutet, dass Du in dem vereinbarten Zeitraum, z.B. am Wochenende durchgehend verfügbar bist und bei Bedarf arbeitest. Grundsätzlich ist der Arbeitsort während des Bereitschaftsdienstes frei wählbar und solange Deine IT-Superkraft nicht gefragt ist, ist Deine Rufbereitschaft keine Arbeitszeit, sondern Ruhezeit. Anders sieht es aus, wenn Du während der Rufbereitschaft z.B. im Büro sein musst. Dann kann die Rufbereitschaft auch ohne Einsatz als Arbeitszeit zählen. Wirst Du gerufen, um die Systeme wieder zum Laufen zu bekommen, zählt das als Arbeitszeit. Überschreitest Du mit Deiner Arbeitszeit während der Rufbereitschaft Deine Wochenarbeitszeit, dann sammelst Du Überstunden.
Vertrauensarbeitszeit
Der Name lässt es vermuten: Das Arbeitszeitmodell basiert auf dem Vertrauen in die Mitarbeitenden. Du kannst Dir vorstellen, dass ohne feste Arbeitszeiten besonders wichtig ist, konkrete Ziele und Aufgaben abzustimmen, damit sie zu einem fixen Termin fertig sind. Beim agilen Arbeiten in Sprints hast Du und Dein Team die Möglichkeit, eure Ziele realistisch festzulegen und Ihr arbeitet eigenverantwortlich und Output-orientiert. Das Arbeitsmodell Vertrauensarbeitszeit funktioniert nur gut, wenn sich alle im Team sich darauf verlassen können, dass der oder die andere den Code zum festgelegten Zeitpunkt geschrieben hat. Wenn Dein Team agil arbeitet, können Dir die täglichen Routinen wie Daily oder wöchentliche Retros helfen, Deinen Arbeitstag zu strukturieren. Bei der Vertrauensarbeitszeit besteht auch die Gefahr, dass Du zu viel arbeitest, weil Du im Coding-Tunnel verschwunden bist.
Arbeitszeit 4.0 – wie sieht das Arbeitszeitmodell der Zukunft aus?
Der Trend zu hybriden Modellen, bei denen Du an einem Arbeitsplatz im Büro, aber auch mobil, z.B. im Home-Office arbeitest, wird sich weiter fortsetzen. Mit der entsprechenden Technik macht es schließlich keinen Unterschied, von wo Du an einem Framework arbeitest. Eine verpflichtende Präsenzkultur gibt es schon jetzt in vielen Unternehmen nicht mehr. Und in Branchen, in denen der Fachkräftemangel groß ist, wie in der IT, haben Arbeitgeber längst erkannt, dass sie mit flexiblen Arbeitszeitmodellen für IT-Talente wie Dich deutlich attraktiver sind. Während Sabbaticals immer selbstverständlicher werden, ist die 4-Tage-Woche bei uns bisher noch eine Seltenheit.
- Üblicherweise startest Du mit einer Vollzeitstelle von bis zu 40 Stunden Wochenarbeitszeit ins Berufsleben. Die klassische 40-Stunden-Woche mit fixen Arbeitszeiten und einem festen Arbeitsplatz vor Ort im Büro ist heute ein Auslaufmodell.
- Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen wie Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit kannst Du als Arbeitnehmer:in Deine Arbeitszeit Deinen Bedürfnissen entsprechend einteilen.
- Bei hybriden Arbeitszeitmodelle ist die Kommunikation im Team und die Organisation das A und O, damit beim Roll-out alles glatt läuft.
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Robin Janßen, Senior Consultant