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Lücken im IT-Lebenslauf

So gehst Du als Informatiker:in souverän mit Auszeiten um

Bylle Bauer
Person geht über eine Felsklippe

Auslandsjahr mit 16, Abi mit 18, mit 19 zur Uni, mit 22 in den Job, drei Jahre hier, drei Jahre da: wunderbare Karriere! Mit einem vollgepackten CV und den entsprechenden Leistungsnachweisen nehmen Dich die meisten Unternehmen vermutlich mit Handkuss. Wenn Dein Lebenslauf nicht ganz so stringent aussieht, stellst Du Dir aber vielleicht die Frage:

Was sind Lücken im Lebenslauf?

Wenn Du länger als zwei Monate weder gearbeitet noch studiert, keine Weiterbildung gemacht hast und auch sonst keiner nachweisbaren Tätigkeit nachgegangen bist, dann gilt diese Zeit schon als Lücke in Deinem CV.

Sind Lücken im Lebenslauf ein KO-Kriterium bei der Bewerbung?

Klar, am liebsten gehen Personalverantwortliche auf Nummer sicher, wenn sie neue Leute einstellen. Sie sind immerhin dafür verantwortlich, Mitarbeitende zu gewinnen, die gut zum Unternehmen passen, ihm nützlich sind und auch eine Weile erhalten bleiben. Wenn diese perfekten Kolleg:innen doch nur so leicht zu finden wären!

Es gibt auch heute noch Unternehmen, für die eine Lücke im IT-Lebenslauf gar nicht geht. Sie vermuten dahinter vielleicht etwas Negatives, z.B. dass Du nicht genug Motivation hast, schnell aufgibst oder Dich nicht festlegen möchtest.

Die Erkenntnis, dass Lebenswege und Karrierewege nicht immer nach Plan laufen, ist heute bei vielen Arbeitgebern angekommen. Wahrscheinlich würden die wenigsten Personalverantwortlichen einen guten CV aussortieren, nur weil der Lebenslauf nicht superstraight aussieht. Gerade in Zeiten des IT-Fachkräftemangels kommt es nicht auf einen lückenlosen CV an, sondern darauf, welche Skills Du mitbringst und wie umfangreich Deine Praxiserfahrung ist. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen außerdem Deine Soft Skills.

Es kommt nicht unbedingt darauf an, den perfekten CV zu haben, bei dem sich eine berufliche Station an die nächste reiht. Wenn es Lücken gibt, gibt es auch in der Regel Gründe dafür. Am besten bereitest Du Dich schon mal darauf vor, dass Du im Vorstellungsgespräch oder einem ersten Telefoninterview auf Auszeiten angesprochen werden könntest. Schon in Deinem Bewerbungsschreiben oder auf Deinen Business Social Media-Profilen kannst Du die "freien" Zeiten zwischen zwei Jobs geschickt erklären und erste Fragezeichen in Luft auflösen. Schauen wir uns das mal genauer an.

Gründe für Lücken im Lebenslauf von Informatiker:innen

Manchmal steckst Du einfach nicht drin. Dann wird Dir aus unabsehbaren Gründen gekündigt oder Du kündigst sogar selbst, ohne dass Du etwas Neues in Aussicht hast. Zack, schon tut sie sich auf, die Lücke in Deinem Lebenslauf. Dabei kannst Du völlig unverschuldet arbeitslos geworden sein, etwa weil die Firma Insolvenz anmelden musste oder Du für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet hast, die ihren Auftrag erfüllt und somit keinen Bedarf mehr an Deiner Arbeitskraft hat. Wenn Du als Freelancer:in tätig bist, kann ebenfalls schnell eine Lücke in Deinem Lebenslauf entstehen, nur weil ein einziger Auftrag nicht zustande gekommen ist.

Wenn Du während der Corona-Pandemie Deinen Job verloren haben solltest, so ist die dadurch entstandene Lücke nachvollziehbar, ob sie durch eine Erkrankung oder einen Job in einem der Sektoren hervorgerufen wurde, die durch den Lockdown besonders gebeutelt wurden. Das wird Dir vermutlich jeder HR-Mensch nachsehen.

Manchmal musst Du Dir eine berufliche Auszeit nehmen, um Angehörige zu pflegen oder weil Du ein Kind bekommst. Dass im letzteren Fall Lücken im CV auftreten, ist im Leben der meisten Mütter völlig normal und schlägt sich leider auch in dem Gender Pay Gap nieder. Aber auch Männer übernehmen mittlerweile vermehrt die Verantwortung für die Kindererziehung und nehmen dafür Unterbrechungen der eigenen Karriere in Kauf. Soziales Engagement oder ein Sabbatical können ebenfalls private Gründe für CV Gaps sein. Aber Du hast ein Recht darauf, Dein Leben nach Deinem Gusto zu gestalten, also steh ruhig zu Deinen Entscheidungen, wie auch immer diese aussehen!

Musst Du nicht sagen, solltest Du aber eigentlich können: Gesundheitliche Gründe

Du bist natürlich nicht verpflichtet, im Vorstellungsgespräch oder zu irgend einem anderen Zeitpunkt medizinische Informationen an Deinen potenziellen Arbeitgeber weiterzugeben. Deine Krankenakte ist privat und nur Du allein solltest entscheiden, was Du über Deinen Gesundheitszustand preisgibst.

Der Grund für eine Auszeit kann zum Beispiel seelische Ursachen haben. Und obwohl ein nicht gerade kleiner Teil der Bevölkerung im Laufe eines Lebens unter depressiven Phasen leidet und es zudem gesetzlich verboten ist, einen Menschen aufgrund von Depressionen o.ä. zu diskriminieren, stellen psychische Erkrankungen vielerorts nach wie vor ein Hindernis bei der Jobsuche dar. Deshalb verschweigen viele ihren Zustand, was den Leidensdruck auf Dauer natürlich erhöht. Am Ende sollten Menschen, die langfristig ihre Traurigkeit verschleiern müssen, um ihren Job zu halten, sich fragen, ob sie am richtigen Ort sind.

Aber auch beim Thema Neurodiversity tut sich glücklicherweise so langsam etwas und es gibt immer mehr Arbeitgeber, bei denen Betroffene offen mit psychischen Erkrankungen umgehen können. Viele Arbeitnehmer:innen halten die Zeit für gekommen, mit dem gesellschaftlichen Tabu zu brechen und offen über ihr Befinden zu sprechen. Damit ebnen sie den Weg für andere Betroffene und befördern Mental Health in die Mitte der Gesellschaft, wo sie hingehört. Für die Generation Z spielt die psychische Gesundheit eine große Rolle und mit ihr auch das bewusste Nehmen einer Auszeit. Dieser Fokus könnte in Zukunft die Arbeitswelt stärker beeinflussen.

Viele modern tickende Unternehmen bieten dem Thema auch vermehrt Raum. Schließlich geht es ihnen um fachliche Skills bei ihren Mitarbeitenden – und unterm Strich ist es schwieriger, neue fähige Mitarbeiter:innen zu finden, als bestehende gut zu umsorgen. Bei einem Vorstellungsgespräch in einem solchen Umfeld kann es eher ein Vorteil sein, wenn Du ihnen Vertrauen schenkst und offen über Lücken aufgrund von gesundheitlichen Problemen sprichst. Aber wäge das gut ab und hör auf Dein Bauchgefühl.

Was machst Du, wenn Dein Lebenslauf Lücken hat?

Hier gibt es eigentlich nur eine goldene Regel: Sei ehrlich! Es gibt zwar vermeintlich tolle Kniffe, um Lücken im Lebenslauf zu kaschieren – etwa indem man keine Monats –, sondern nur Jahresangaben macht ("2019-2020: Firma A, 2021-2022 Firma B") oder indem man statt einer chronologischen Auflistung seiner Berufsstationen einfach nur seine Erfahrungen nennt ("4 Jahre Softwareentwicklung, 2 Jahre Erfahrung mit Scrum"). Aber Personaler:innen sind wissen in der Regel, dass mit sowas vermutlich ein anderer Umstand verschleiert werden soll. Am Ende macht das einen schlechteren Eindruck als nötig, also geh lieber ganz offen mit Lücken um.

Es ist völlig in Ordnung und absolut menschlich, Fehler zu machen und mal einen falschen Weg einzuschlagen im Leben, ob beruflich oder privat. Einen Job, in dem man sich unwohl fühlt, zu kündigen, zeugt auch von Mut und Selbstachtung und ist nicht per se etwas Schlechtes. Und sieh es mal so: Hinter einer Umschulung, einem Berufswechsel oder einem neuen Studiengang kann ja auch die bewusste Entscheidung stehen, Deine Karriere voranzutreiben.

Bevor Du in einem Vorstellungsgespräch ausführlich auf die Gründe für Auszeiten eingehen kannst, hast Du schon im Vorfeld die Möglichkeit, mit ein paar kleinen Stellschrauben Lücken gut zu erklären. Hier gilt: Auf die Formulierung kommt es an! Wenn Du arbeitslos warst, kannst Du die Zeit bis zur nächsten Anstellung zum Beispiel auf verschiedene Weise erklären: "Arbeitslosigkeit" klingt irgendwie tatenloser als "auf Jobsuche", "auf Weiterbildung" oder "in einer intensive berufliche Neuorientierungsphase", oder nicht? Wenn Du unverschuldet Deinen Job verloren hast, solltest Du die Gründe dafür auch unbedingt offen kommunizieren. Schlagworte wie "Insolvenz" oder "zeitlich begrenztes Projekt" erklären einige Fragen im Voraus.

Sei ruhig ein bisschen kreativ, um Dich in ein gutes Licht zu rücken – klappern gehört zum Handwerk – aber denk immer dran: Du solltest keinesfalls lügen. Denn das ist ein Kündigungsgrund. Du solltest aber auch keine Tätigkeit verschleiern, die Du tatsächlich während einer beruflichen Auszeit ausgeübt hast – auch wenn es sich dabei nicht um eine Festanstellung, sondern zum Beispiel eine ehrenamtliche Beschäftigung, eine Weiterbildung oder die Pflege eines Angehörigen handelt. Alles, das zeigt, dass Du keine faule Coach Potato bist, ist gut! Im Gegenteil, diese Tätigkeiten zeigen, dass Du sozial engagiert bist, über Deinen Tellerrand schaust, Dir nicht zu schade bist für bestimmte Arbeiten und unterstreichen z.B. Deine Hands-on-Mentalität.

TL;DR:
  • Mut zur Lücke! Lücken im Lebenslauf können schnell auftreten, sind aber normal und in der Regel auch gut zu erklären. Deshalb scheu Dich keinesfalls, Dich für einen Job zu bewerben, der Dir gefällt, nur weil Dein CV nicht lückenlos ist.
  • Interessanter für HR’ler:innen sind normalerweise bei einer Bewerbung Deine Qualifikation, Deine Erfahrung, Deine Fähigkeiten und nicht zuletzt Deine Motivation.
  • Kannst Du die Gründe für die Lücken – zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Corona, die Pflege von Angehörigen oder eine Erkrankung – dann auch noch vernünftig erklären bzw. mit etwas anderem füllen, solltest Du keine Probleme haben, Deinen Traumjob trotzdem zu bekommen!

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