Was macht ein VR-Entwickler?

Virtuelle Welten erschaffen? Das geht auch als Beruf!

Annika Schneider
Mann mit VR-Brille

Virtual reality is the first step in a grand adventure into the landscape of the imagination.

Raus aus dem Alltag, rein ins Abenteuer: Virtual Reality (VR) schafft Parallelwelten, in denen Ihr Aliens jagen oder Bomben entschärfen könnt. Virtuelle Räume spielen aber auch im Arbeitsleben eine Rolle: Unternehmen experimentieren in allen möglichen Anwendungsbereichen damit – und brauchen dafür fähige Entwickler:innen. VR, aber auch Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR) entwickeln sich gerade rasant weiter. Erfahre hier, ob der Job in der VR-Entwicklung zu Dir passt, wie Dein Arbeitsalltag aussieht und was Du dafür können solltest.

Die Entwicklung der Virtuellen Realität

Bei Virtual Reality denkst Du als erstes an Gaming? Tatsächlich hat die Spielebranche die Technologie weit nach vorne gebracht. VR ist aber nicht nur Spielerei: Unternehmen nutzen virtuelle Räume, um Produkte zu entwickeln und zu testen, Angestellte zu schulen oder Notfälle zu simulieren. Mediziner:innen trainieren komplizierte Eingriffe ohne Patient:innen zu gefährden, Autokonzerne nutzen virtuelle Modelle in der frühen Produktentwicklung und Museen machen komplette Ausstellungen online begehbar – alles dank virtueller Simulationen.

Das Schlüsselwort lautet Immersion: Statt von VR sprechen manche auch von Immersive Reality. Damit ist das Eintauchen in eine Welt gemeint, bei dem die reale Welt in den Hintergrund tritt. Dabei geht es nicht nur darum, eine virtuelle Welt visuell zu erleben. Entwickler:innen experimentieren inzwischen auch damit, wie die Virtualität mit anderen Sinnen erlebbar wird, zum Beispiel haptisch.
Menschen im Museum mit VR-Brillen

Die Software dafür kommt von VR-Entwickler:innen, die oft noch Pionierarbeit leisten. Denn viele Unternehmen entdecken gerade erst, in welchen Szenarien sich virtuelle Simulationen nutzen lassen. In der VR-Entwicklung arbeitest Du deswegen oft eng mit Kund:innen und Nutzenden zusammen. Du findest heraus, was in der Anwendung gebraucht wird und entwickelst eine Lösung, die dazu passt. Du bist also in der Anwendungsentwicklung tätig, allerdings mit einem Fokus auf einen bestimmten Werkzeugkasten.

Die Unterschiede zwischen VR, AR und MR

Die Begriffe VR, AR und MR gehen oft wild durcheinander. Das liegt daran, dass sich noch keine einheitliche Definition durchgesetzt hat. Dabei sind die darauf basierenden Anwendungen ganz unterschiedlich: Virtual Reality bezeichnet virtuelle, computergenerierte, interaktive Räume. Dazu gehören zum Beispiel Games oder Trainingsumgebungen, in denen sich die Nutzenden mit VR-Brillen bewegen.

Bei der Augmented Reality tauchen virtuelle Objekte in der realen Welt auf – sie ist also eine computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Das Handyspiel „Pokemon Go“ ist ein typisches Beispiel dafür. Unternehmen nutzen AR aber auch in der Produktion und Logistik. Dort bekommen die Angestellten die nächsten Arbeitsschritte über eine Datenbrille eingeblendet.

Mixed Reality geht noch einen Schritt weiter: Virtuelle Objekte tauchen nicht nur in der realen Welt auf, sondern können auch mit dieser interagieren. Konkret arbeiten Ingenieur:innen z.B. gemeinsam an einem virtuellen Bauteil, das in ihrer Mitte zu sehen ist, indem sie es mit Gesten und Sprachbefehlen modellieren.

Aber Vorsicht: Manche verwenden den Begriff MR auch als Oberbegriff für AR-Konzepte. Am besten liest Du jede Jobbeschreibung also genau durch oder fragst im Job-Interview nach, was das Unternehmen unter MR versteht.

Was sind Deine Aufgaben als VR-Entwickler:in?

In der VR-Entwicklung liegen Design und Programmierung eng beieinander, in den Teams arbeiten also meist Designer und Informatikerinnen zusammen. Während die Design-Talente sich in der Regel durchaus mit Grundlagen des Programmierens beschäftigen müssen, musst Du als IT-Profi nicht designen können. Stattdessen übersetzt Du in Code, was andere entwerfen. Ob Du dabei für das Backend, die zugrunde liegenden Plattformen und SDKs verantwortlich bist oder aber für das Frontend und User Interface, hängt ganz vom Projekt ab. Grundsätzlich gilt: Design und Entwicklung sind im VR-Bereich eng miteinander verzahnt. Wenn Du an Design interessiert bist, ist das also von Vorteil, und in manchen Projekten, zum Beispiel in der Game-Entwicklung, ist Kreativität ebenfalls wichtig – aber längst nicht in allen VR-Jobs.

Als VR-Entwickler:in schaffst Du eine 3D-Umgebung, mit der die Nutzenden sicher und intuitiv interagieren können – ob als Freizeitspaß oder im Arbeitskontext. Dabei steht die User Experience im Vordergrund. Zum einen müssen Menschen sich in virtuellen Umgebungen sicher bewegen können, ohne in der realen Welt in Gefahr zu geraten. Zum anderen wollen sie mit der virtuellen Realität sinnvoll interagieren. Deswegen gehört ausgiebiges Testen bei allen VR-Entwicklungen dazu.

Auch mit den Anwendenden oder Kund:innen hast Du mehr zu tun als in anderen IT-Branchen. Für viele Anwendungen gibt es noch keine etablierten Lösungen – Du musst also erst einmal verstehen, was der Bedarf ist, um ein passendes Produkt zu entwickeln. Wie bei vielen IT-Berufen gehören außerdem auch Incident und Problem Management zu Deinen Aufgaben.

Fragt man die Nutzenden, erkennt man, welche Anwendungen von VR schon verbreitet sind. E-Learning und Anwendungen für Kunst und Kultur sind neue Bedarfsfelder, die aktuell mit virtueller Realität ausgebaut und weiterentwickelt werden.

Wo kannst Du als VR-Entwickler:in arbeiteten?

Noch ist VR-Entwicklung eher ein Nischenbereich mit einem begrenzten Stellenangebot. Einige große Konzerne haben eigene VR-Abteilungen, in denen sie Projekte zum Thema bündeln. Seit Jahren angewendet wird VR-Technik bei Automobilkonzernen, in der Luftfahrtbranche oder im Architekturbereich.

Im Metaverse gestaltest Du die virtuelle Realität von morgen

In den kommenden Jahren kannst Du in der VR-Entwicklung bei der nächsten digitalen Revolution dabei sein, wenn das Metaverse von Science-Fiction zur Realität wird.

Als virtuell begehbares Upgrade des Internets 2.0, wie wir es heute kennen, so kannst Du Dir das Metaverse wahrscheinlich am besten vorstellen. Statt auf dem Smartphone- oder Computerbildschirm zu schauen, werden wir hineinspringen können ins Web 3.0 – zumindest wenn es nach Marc Zuckerberg geht.

In dem dreidimensionalen digitalen Abbild der Realität wirst Du mit Deinem Freund auf Konzerte gehen oder neben Deiner Kollegin aus Indien im Meetingraum sitzen. Die Tür ins Metaverse ist die VR-Brille. Bis sich durch das Device virtuelle Welten – gefüllt mit Avataren und Gegenständen – für die Benutzenden eröffnen, bist Du als VR-Entwickler:in gefragt. Meta, aber auch andere große Konzerne feilen schon längst an ihrem Auftritt in der Hybrid-Welt von morgen.

Vielleicht arbeitest, dass Du als VR-Entwickler:in in einem sehr kleinen Team oder sogar alleine an Projekten – allerdings im steten Austausch mit anderen. Dabei gilt: Je kleiner das Team, desto mehr hast Du auch direkt mit Kund:innen und Anwendenden zu tun.

Zu den kleineren Arbeitgebenden im VR-Bereich gehören zum Beispiel Gaming-Studios und Medienagenturen, bei denen Design und Programmierung oft eng miteinander verzahnt sind. Es gibt aber auch Agenturen, die extra darauf spezialisiert sind, ihren Kund:innen Dienstleistungen rund um VR anzubieten. Hier kannst Du damit rechnen, in ganz verschiedenen Themen, Branchen und Projekten zu arbeiten, zum Beispiel im E-Learning oder E-Commerce.

Worauf kannst Du Dich spezialisieren?

VR gliedert sich in zwei große Bereiche: die funktionsorientierte VR, die in Unternehmen schon seit Jahren genutzt und angewandt wird, und die VR im Medien- und Unterhaltungskontext, die sich vor allem in den letzten Jahren rasant entwickelt hat.

Beim unternehmensinternen Einsatz von VR geht es vor allem um Funktionalität: In der Produktentwicklung oder Architektur sollen virtuelle Modelle dabei helfen, Konstruktionen zu simulieren und darzustellen. Die Ästhetik spielt dabei keine entscheidende Rolle: Wie lebensnah oder schön die virtuellen Objekte wirken, ist häufig zweitrangig.

Ganz anders sieht es aus, wenn VR in Games für Privatkund:innen oder in Medienprojekten zum Einsatz kommt. Ziel ist es, eine möglichst realistische Welt zu schaffen – weswegen Deine Arbeit in diesem Bereich immer auch eng mit Designfragen verknüpft ist.

Bist Du eine VR-Entwickler:in?

In der VR-Entwicklung nutzt Du vor allem multiparadigmatische Programmiersprachen, besonders C# oder C++. Im Unterhaltungs- und Medienbereich arbeitest Du außerdem mit Software aus der Spieleentwicklung, zum Beispiel mit Engines wie Unity oder Unreal. Eine Engine ist eine Software für Computerspiele, die den Spielverlauf steuert und visuell darstellt. Sie lässt sich in der Regel auch als Entwicklungsumgebung nutzen und enthält alle dafür notwendigen Werkzeuge.

Wenn Du schon Erfahrungen als Game Developer gesammelt hast – umso besser. Sich mit Unity oder Unreal auszukennen, dürfte bei den meisten Bewerbungen ein Pluspunkt sein. Falls nicht, ist das aber kein Ausschlusskriterium. Wer ein Informatikstudium erfolgreich absolviert hat, fuchst sich auch schnell in die Engine-Logik hinein.

Du findest es spannend, eine Technologie weiterzuentwickeln, die in vielen Bereichen gerade erst aus den Kinderschuhen herauswächst? Du bist kreativ und hast Lust, virtuelle Welten zu gestalten? Dann könnte die VR-Entwicklung etwas für Dich sein.

Um in diesem Beruf Erfolg zu haben, solltest Du kein „lonely wolf“ sein, der am liebsten ungestört im Einzelbüro vor sich hinbastelt. Als VR-Entwickler:in solltest Du vielmehr Spaß daran haben, die Bedürfnisse von Anwendenden zu verstehen und gemeinsam mit ihnen Lösungen für komplexe Prozesse zu finden.

Was kannst Du verdienen?

In der VR-Entwicklung hängt Dein Gehalt stark davon ab, welche Aufgaben Du konkret übernimmst. Je mehr Design Dein Jobprofil enthält, desto niedriger der Bruttolohn – kreative Aufgaben werden in der Regel schlechter entlohnt. Je mehr Du in der Entwicklung arbeitest, desto höher das Jahresbrutto. Vor allem wenn Du die komplexe Logik im Backend programmierst, ist mehr Geld für Dich drin.

Ein weiterer Einflussfaktor ist die Branche: Entwickler:innen im Bereich der Industrie und Medizintechnik z.B. für Simulationen oder auch aus dem verwandten Bereich der Augmented Reality werden deutlich besser bezahlt als im Gaming-Umfeld.

Für Positionen, die einen Schwerpunkt auf Software Development haben, liegen die Einstiegsgehälter zwischen 52.900 € und 60.900 €, wenn Du einen Master-Abschluss mit entsprechendem Schwerpunkt mitbringst. Dies liegt deutlich über dem durchschnittlichen Einstiegsgehalt im IT-Bereich.

Natürlich hängt das Gehalt auch von einer Reihe weiterer Faktoren ab, wie Standort und Unternehmensgröße. Mit unserem Gehaltsrechner kannst Du in dem Berufsfeld “Anwendungsentwickler:in” die Rolle der AR/VR/MR-Entwickler:in auswählen und dann eine Gehaltsbandbreite für Dich persönlich ausrechnen lassen.

TL;DR:
  • In der VR-Entwicklung bist Du Pionier – viele Anwendungsmöglichkeiten von Virtual Reality werden gerade erst entdeckt!
  • VR-Entwickler:innen arbeiten oft in kleinen Teams oder allein, dabei aber in engem Kontakt mit Anwendenden. Kommunikationsstärke ist ein Muss!
  • Mögliche Arbeitgebende sind große Konzerne bis hin zu kleinen Agenturen oder Gaming-Studios.
  • Wenn Du schon Erfahrung mit Engines wie Unreal oder Unity gesammelt hast, ist das ein Pluspunkt für die Tätigkeit im Gaming-Bereich, aber keine Voraussetzung.
  • Mit Fähigkeiten in der VR-Entwicklung hast Du gute Jobchancen – v.a. in der Industrie und Medizintechnik kannst Du ein überdurchschnittlich hohes Einstiegsgehalt erzielen.

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