Was verdienst Du im öffentlichen Dienst?
Wenn es Dir vor Gehaltsverhandlungen graust oder Du Dir nichts Schlimmeres vorstellen kannst, als im Laufe Deiner Karriere von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit getroffen zu werden, könnte der Öffentliche Dienst genau das richtige Pflaster für Dich als Informatiker:in sein. Denn dieser bietet viel Sicherheit und wenig Druck – und das bei minutiös planbarer Gehaltsentwicklung.
Für IT-Talente gibt es im öffentlichen Dienst (öD) vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. So bist Du zum Beispiel als IT-Systemadministratorin, IT-Projektmanager oder IT-Security Consultant gefragt. Denn bei der Stadt, im Krankenhaus oder bei der Polizei sind mächtige Systeme mit sensiblen Daten im Einsatz, die sich weder Ausfälle noch Cyberangriffe erlauben können. Auch als System Engineer, Qualitätsmanagerin oder Softwarearchitekt kannst Du im öD Fuß fassen. Oder Du trittst ganz breit aufgestellt als IT-Consultant bzw. wie er hier oft genannt wird, als "Digitalisierungsexpert:in", aufs Parkett. Dabei steigst Du mit Jahresgehältern zwischen 44.900 € und 73.470 € ein. Wovon Dein genauer Lohn abhängt und wie er sich entwickelt, erfährst Du hier!
Was sind Deine Aufgaben als IT-Talent im ÖD?
Der öffentliche Dienst bietet ein richtig großes Tummelbecken für Deine Fähigkeiten als Informatiker:in. Ob als
- Anwendungsentwickler bei der Stadtverwaltung,
- als IT-Sicherheitsexpertin bei der Kirche,
- als IT-Forensiker beim Bundeskriminalamt oder als
- Cloud Architect im Landtag:
Es gibt viel für Dich zu tun – besonders seit Corona und der Feststellung, dass der öD in Sachen Digitalisierung noch einige Schippen draufpacken kann. Auch als IT-Architektin, SAP-Experte oder Scrum-Fackelträgerin wie Agile Coach, Product Owner oder Scrum Master kannst Du im öffentlichen Dienst Deiner Disziplin alle Ehre machen. Als Data Analyst, Datenbankentwicklerin oder IT Risk Manager hast Du ebenso gute Chancen auf einen spannenden Job. Auch wenn das typische Berufe sind, hat der öD durchaus Bedarf an jeder Spezialisierung.
Mit welchem Einstiegsgehalt kannst Du im öD rechnen?
Um genau zu erfahren, was Du dort verdienen kannst, musst Du nur einen Blick in den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) werfen. Hier findest Du verschiedene Gehaltstabellen für den öffentlichen Dienst, die Dich gemäß Deines Abschlusses, der individuellen Position sowie der Zeit Deiner Zugehörigkeit zum öD einstufen. Für Dich als IT-Absolvent sind hier der gehobene Dienst bzw. die Entgeltgruppen E 10 bis E 13/A13 und der höhere Dienst von E 14 bis E 15 interessant. E 15 ist die höchste Entgeltgruppe, die es im öD gibt. Dein Gehalt entwickelt sich in Stufen, die sich an den Jahren ermessen, die Du dabei bist:
- Nach einem Jahr bist Du in Stufe 2, von da ab an zwei Jahre später in Stufe 3, nach weiteren drei in Stufe 4 usw., bis Du nach 15 Jahren in Stufe 6 angekommen bist.
Übersicht: Tarifvertrag öffentlicher Dienst Entgeltgruppen und TVöD Gehaltstabelle
Voraussetzung: Fachhochschulstudium oder Bachelor-Abschluss
Gehaltsstufen (Monatsbrutto, alle Werte gerundet):
3.900 € bei Neueinstellung (49.900 € Jahresgehalt)
4.190 € nach einem Jahr
4.530 € nach 3 Jahren
4.890 € nach 6 Jahren
5.300 € nach 10 Jahren
5.430 € nach 15 Jahren (69.550 € Jahresgehalt)
Beispieljobs: Anwendungsentwicklerin, Software Engineer, Webentwickler, Systemadministratorin
Voraussetzung: Fachhochschulstudium oder Bachelor-Abschluss
Gehaltsstufen (Monatsbrutto):
4.030 € bei Neueinstellung (51.610 € Jahresgehalt)
4.410 € nach einem Jahr
4.770 € nach 3 Jahren
5.150 € nach 6 Jahren
5.680 € nach 10 Jahren
5.980 € nach 15 Jahren (76.480 € Jahresgehalt)
Beispieljobs: Java Developer, .NET/C#-Entwicklerin, Datenbankadministrator, Programmiererin
Voraussetzung: Fachhochschulstudium oder Bachelor-Abschluss
Gehaltsstufen (Monatsbrutto):
4.170 € bei Neueinstellung (53.380 € Jahresgehalt)
4.580 € nach einem Jahr
5.060 € nach 3 Jahren
5.590 € nach 6 Jahren
6.220 € nach 10 Jahren
6.520 € nach 15 Jahren (83.410 € Jahresgehalt)
Beispieljobs: Frontend-Entwicklerin, DevOps Engineer
Voraussetzung: Hochschulstudium mit Diplom- oder Master-Abschluss
Gehaltsstufen (Monatsbrutto):
4.630 € bei Neueinstellung (58.300 € Jahresgehalt)
4.990 € nach einem Jahr
5.390 € nach 3 Jahren
5.830 € nach 6 Jahren
6.350 € nach 10 Jahren
6.640 € nach 15 Jahren (83.600 € Jahresgehalt)
Beispieljobs: SAP Consultant, Scrum Master, IT-Produktmanagerin
Voraussetzung: Hochschulstudium mit Diplom- oder Master-Abschluss
Gehaltsstufen (Monatsbrutto):
5.000 € bei Neueinstellung (63.000 € Jahresgehalt)
5.330 € nach einem Jahr
5.760 € nach 3 Jahren
6.230 € nach 6 Jahren
6.760 € nach 10 Jahren
7.130 € nach 15 Jahren (89.900 € Jahresgehalt)
Beispieljobs: IT-Architektin, Security Analyst, IT-Projektleiterin, IT Consultant
Voraussetzung: Hochschulstudium mit Diplom- oder Master-Abschluss, oft auch Promotion
Gehaltsstufen (Monatsbrutto):
5.500 € bei Neueinstellung (69.350 € Jahresgehalt)
5.860 € nach einem Jahr
6.270 € nach 3 Jahren
6.810 € nach 6 Jahren
7.380 € nach 10 Jahren
7.750 € nach 15 Jahren (97.600 € Jahresgehalt)
Beispieljobs: IT-Leitung, CISO, CTO, Software Development Teamlead, Solution Managerin
Quelle: oeffentlicher-dienst.info
Mit dem 15-Jahres-Gehalt bzw. Stufe 6 hast Du bei Deiner Lohnentwicklung das Ende der Fahnenstange im öD erreicht. Ein Bruttojahresgehalt von 97.600 € muss man erstmal aushandeln! Und die Gewerkschaft verhandelt die Tarifverträge zugunsten der Arbeitnehmenden mit den Arbeitgebern regelmäßig nach. Das heißt, in 15 Jahren kann die Zahl noch um einiges höher sein.
Die Gehaltsstufen variieren aber je nach Anstellung nochmal. So kannst Du auch als IT-Projektmanager:in in E 12 starten oder als Admin direkt in E 14 loslegen. Die Tariflöhne weichen außerdem auf Länderebene leicht ab. In Berlin gibt es die geringsten, in Bayern die höchsten Gehälter. Auf Bundesebene gibt es am meisten. Und wars das? Mitnichten, denn im öffentlichen Dienst winken außerdem Zulagen und Prämien!
Bonus! Gehalts-Extras im öD
Neben Deinem Fixgehalt gibt's unter anderem Zuschläge für Verbeamtung oder subventionierte Mahlzeiten, 30 Urlaubstage im Jahr und in aller Regel auch ein Weihnachtsgeld von 50 bis 80 % Deines Monatsbruttos. So schlecht ist das nicht, oder? Und Du hast kein einziges nervenzerreibendes und womöglich erfolgloses Gehaltsgespräch ertragen müssen.
Besonders gut hast Du es als verbeamtetes IT-Talent im öffentlichen Dienst. Denn Ende 2019 wurde vom Bundestag ein Gesetz zur "Modernisierung der Strukturen des Besoldungsrechts" verabschiedet, bei dem für IT-Spezialist:innen eine Prämie zwischen 44.000 und 80.000 € brutto herausspringt, wenn sie sich für mindestens 48 Monate an die Stelle binden lassen.
Der Status als Beamte:r
Meist bist Du als IT-Pro im öD in einem Angestelltenverhältnis tätig. Aber verbeamtet zu sein hat eine Menge Vorzüge, besonders, was Dein Nettogehalt betrifft. Denn als Beamte:r zahlst Du nur Lohnsteuer und Solidaritätsabschlag – keine gesetzliche Krankenversicherung, keine Renten- oder Arbeitslosigkeitsversicherung fällt für Dich an. Mit Verbamtung bist Du privat krankenversichert über Deinen "Arbeitgeber" (wobei dieser Begriff eher den öD allgemein beschreibt und nicht großartig verwendet wird, wenn von der Einrichtung gesprochen wird, in der Du tätig bist) und wirst nicht schnöde bezahlt, sondern (be-)amtlich "besoldet"!
Das bedeutet, dass Du das ganze Paket bekommst: Grundgehalt, Familienzuschlag, Auslandsbesoldungen und weitere Vergütungen. Als IT-Talent steigst Du aber wie gesagt als Angestellte:r ein, weil Du als Beamte:r eine spezielle Ausbildung brauchst. Diese kannst Du jedoch im Laufe der Zeit machen – allerdings musst Du dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wenn Du Dir ein paar davon anschaust, verstehst Du wahrscheinlich, warum die Strukturen des öD oft als starr, verstaubt und im Grunde genommen diskriminierend kritisiert werden:
- Du musst eine deutsche oder EU-Staatsbürgerschaft besitzen (aber es gibt Ausnahmen).
- Dein Handeln muss dem Grundgesetz entsprechen.
- Du musst geistig und auch körperlich topfit sein – und dies ärztlich bestätigen lassen ...
- ... es sei denn, Du bist schwerbehindert, aber dann darf nichts an Dir darauf hinweisen, dass Du in den nächsten fünf Jahren dienstunfähig wirst.
- Außerdem darfst Du die letzten fünf Jahre nicht im Gefängnis gesessen haben und nicht vorbestraft sein.
Wenn Du diese Kriterien erfüllst, durchläufst Du nach der Zusatzausbildung eine Probezeit. Bist Du dann noch unter 35, kannst Du zum Beamten auf Lebenszeit berufen werden.
Nicht-monetäre Vorteile des öffentlichen Dienstes
Klar, der öD mag sich (noch) nicht in den Top 5 der hippsten Arbeitgeber befinden, aber er gewinnt dennoch an Beliebtheit – auch bei den Generationen Y und Z, die oft das Bedürfnis nach individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und superflexiblen Arbeitszeit-Modellen haben. Auch der Mythos von der schlechten Bezahlung im öD ist nicht haltbar, wie Du im Laufe dieses Artikels vermutlich festgestellt hast.
Im öD begegnen Dir gegenüber einem Job in der freien Wirtschaft außerdem einige weitere Vorteile:
- Meist herrscht im öD weniger Druck, Deine Rechte als Arbeitnehmer:in werden durch die Gewerkschaft ver.di geschützt.
- Für Deine Weiterbildung wird hier richtig was geboten.
- Überstunden fallen selten an und werden stets bezahlt.
- Dein Arbeitsplatz ist sicher, sowohl in Krisenzeiten als in Bezug auf Deine Kündbarkeit: Bist Du mit 40 seit 15 Jahren an Bord, bleibst Du das auch bis zur Rente (wenn auch nicht unbedingt am selben Standort).
- Der öD ist sehr familienfreundlich und bietet oft Kitaplätze, flexible Teilzeitmodelle, 30 Tage Urlaub, betriebliche Altersvorsorge und in der Regel auch ein Jobticket an.
- Im öD bist Du für das Gemeinwohl am Start, oft hat Dein Job eine soziale Komponente (Kirche, Krankenhaus, Polizei usw.).
Als Nachteile werden vor allem die starren Strukturen genannt, die langsamen Mühlen, aber auch das vermeintlich schlechte Gehalt. Klar, in der freien Wirtschaft kannst Du als Informatiker:in in einigen Position auf mehr Bruttojahresgehalt kommen als im öD.
Dein Gehalt im öffentlichen Dienst vs. Dein Gehalt in der freien Wirtschaft vergleichst Du einfach mit unserem Gehaltsrechner, aber wie sicher ist der Arbeitsplatz, wie lange hast Du den Job, wie sehr verbrennst Du Dich dabei?
Am Ende definiert jede:r ein "gutes Gehalt" anders und lässt auch viele andere Faktoren wie moderne Techs, ein innovatives Umfeld oder ein tolles Team in die Entscheidung für eine IT-Position einfließen. Wenn Du im öD nach spannenden Aufgaben suchst, wirst Du als Informatiker:in auf jeden Fall fündig. Dabei tust Du in aller Regel etwas für uns als Gesellschaft. Wenn die Sinnhaftigkeit Deines Tuns also für Dich im Vordergrund steht, ist der öD ein guter Ansatz. Und falls Dir das Ganze noch zu verstaubt vorkommt, halte Dir vor Augen, dass es Menschen wie Du sein könnten, die daran etwas ändern!
- Der öffentliche Dienst bietet gegenüber der freien Wirtschaft Vorteile wie eine hohe Arbeitsplatzsicherheit, flexible Arbeitszeitmodelle und nicht zuletzt eine planbare Gehaltsentwicklung.
- Im öD gibt es eine sehr breite Palette an IT-Jobs, vom Admin über Entwicklerin und Datenspezialisten bis hin zur Projektleitung oder IT-Security-Profi.
- Je nachdem, wo und in welcher Position Du im öffentlichen Dienst arbeitest, wirst Du in sogenannte Entgeltgruppen eingeteilt. Mit zunehmender Dauer Deiner Beschäftigung steigst Du innerhalb der Entgeltgruppe verschiedene Gehaltsstufen hinauf.
- Für Dich als IT-Talent spielen die Gruppen E 10 bis E 15 eine Rolle. In der untersten der Gruppen, E 10, bekommst Du ein Einstiegsgehalt von 49.900 € brutto im Jahr. In der obersten gibt's nach einem Jahr bereits 69.350 € für Dich als Informatiker:in.
- Daneben warten im öffentlichen Dienst zahlreiche Zuschläge, Benefits und Vergünstigungen – ganz besonders nach der Verbeamtung!
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Robin Janßen, Senior Consultant