IT im E-Health-Sektor

Von mHealth bis Wearables – Informatiker:innen zwischen Mensch und Medizin

Annika Schneider
Verschiedene medizinische und digitale Devices, auf denen Gesundheitsdaten zu sehen sind

In dieser IT-Branche tut sich gerade viel: Im Gesundheitssektor stehen in den kommenden Jahren unzählige digitale Innovationen an – und durch die Corona-Krise werden die zur Zeit massiv beschleunigt. Hast Du Lust, mit Deiner Arbeit das tägliche Leben von Menschen wirklich zu verändern? Willst Du dabei sein, wenn in den nächsten Jahren ganz neue Anwendungen auf den Markt kommen? Bist Du bereit für einen Job mit Verantwortung für hochsensible Daten? Dann ist die IT im E-Health- und Life-Science-Sektor genau das Richtige für Dich!

E-Health: Aktuelle Anwendungen und Beispiele

E-Health (Electronic Health) ist seit Jahren Thema, jetzt kommt sie tatsächlich im Alltag von Mediziner:innen und Patient:innen an – auch wegen der Corona-Krise. Zum Beispiel mit einer App, mit der das Robert-Koch-Institut Daten von Wearables für die Bekämpfung von Covid-19 sammelt. Die IT hilft auch bei der medizinischen Forschung: Ein Supercomputer von IBM hat Tausende Arzneimittelverbindungen darauf geprüft, ob sie gegen das Corona-Virus helfen könnten.

Aber auch abseits von Corona geht es in der Digitalisierung der Gesundheitsbranche endlich voran: Mediziner:innen können Diagnosen per Videokonferenz stellen und Rezepte für Medikamente per App direkt aufs Handy schicken. Für Krankenversicherungen ist es naheliegend, ihre Kund:innen mit Sondertarifen zu belohnen, wenn sie besonders gesund leben – und das zum Beispiel mit einem Fitness-Armband nachweisen. Health Tracking ist ein Trend, der aus Unternehmensperspektive viele spannende Möglichkeiten bietet und trotz aller Datenschutzbedenken weiterhin boomt.

E-Health ist der Oberbegriff für zahlreiche medizinische Anwendungen, z.B.:

  • Telemedizin, also die Behandlung und Diagnostik von Patient:innen trotz räumlicher Trennung zum ärztlichen Personal
  • elektronische Gesundheitsakten und medizinische Datenbanken, z.B. in der Big-Data-Diagnostik
  • Gesundheitsportale von Krankenkassen und Versicherungen, die sogenannten Consumer Health Informatics
  • mHealth (Mobile Health) mit Wearables für Senior:innen oder auch Diabetiker:innen, die Körperfunktionen wie z.B. Zuckerwerte konstant monitoren und im Fall einer schweren Unterzuckerung den Notdienst informieren, wenn sich die Patient:innen nicht mehr selbst helfen können.
Grafik zur Umsatzentwicklung von Diabetes-E-Health-Produkten in Deutschland von 2016 bis 2022.

Quelle: Statista.com

Für diese und weitere Projekte braucht die E-Health-Branche in den kommenden Jahren kluge Ideen und fähige IT-Fachkräfte. Die Aussichten auf interessante und gut bezahlte IT-Jobs in diesem Sektor stehen gut: Die Unternehmensberatung Roland Berger schätzt, dass 2025 das Marktvolumen der Digital Health in Europa 155 Milliarden Euro betragen könnte. 35 Milliarden Euro entfallen allein auf den deutschen Markt.

Die gleiche Studie geht davon aus, dass ein Fünftel der ärztlichen Leistungen von Künstlicher Intelligenz (KI) übernommen werden könnte. Mit der Gesundheitsbranche entscheidest Du Dich also für einen Sektor mit Zukunft, der sich in den nächsten Jahren rasant weiterentwickeln wird – zusätzlich motiviert durch die aktuelle Gesundheitskrise. Nicht nur Mediziner:innen, auch Informatiker:innen werden hier gebraucht und stehen vor herausfordernden, abwechslungsreichen Aufgaben!

Was kommt auf Dich zu – das Digitale-Versorgung-Gesetz als Startschuss?

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz hat die deutsche Politik im Herbst 2019 den Weg frei gemacht für mehr digitale Gesundheitsleistungen. Das Gesetz fördert unter anderem Videosprechstunden, in denen Mediziner:innen E-Rezepte ausgeben können. Außerdem erlaubt es dem ärztlichen Personal, Gesundheits-Apps zu verschreiben. Die erinnern Patientinnen und Patienten daran, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen oder ihre Blutzuckerwerte zu dokumentieren. Andere Länder sind hier schon deutlich schneller gewesen und lassen sich nicht von trägen bürokratischen Prozessen bremsen. In der jetzigen Ausnahmesituation findet auch bei unseren Entscheidern in Politik und Wirtschaft ein Umdenken statt und die Digitalisierung wird in vielen Branchen pragmatisch und aktiv vorangetrieben.

Auch in vielen anderen Bereichen macht die Digitalisierung der Gesundheitsbranche Fortschritte. Seit 2021 können sich Patientinnen und Patienten eine zentrale E-Akte mit ihren Befunden, Röntgenbildern und Behandlungsberichten anlegen lassen. Auf die haben Mediziner:innen digital Zugriff – wenn die Betroffenen einverstanden sind. Auch immer mehr Krankenhäuser setzen auf die elektronische Krankenakte. Statt eine Papiermappe ans Fußende jedes Betts zu hängen, speichern sie alle relevanten Daten im zentralen Krankenhausinformationssystem (KIS).

Die Umstellung von Papier auf digitale Prozesse birgt in der Gesundheitsbranche auch Risiken – und dauerte daher verhältnismäßig lange: Im Gesundheitswesen entstehen nicht nur riesige Datenmengen, es sind auch sehr persönliche und hochsensible Daten. Umso wichtiger ist es, dass die Systeme, mit denen Versicherungen, Mediziner:innen und Krankenhäuser arbeiten, datenschutzkonform gespeichert und vor Hacker-Angriffen geschützt werden.

Als IT-Talent in der Health-Branche fragst Du also nicht nur, was technisch möglich ist. Genauso wichtig ist die Frage, welche Technologien sicher, ethisch und gesellschaftlich gewünscht sind.

Wo kannst Du arbeiten?

Zu den großen Arbeitgebern im Gesundheitswesen gehören Krankenhäuser und Versicherungen. Ergänzend zum Gehalt profitierst Du als Beschäftigte:r in der Regel von zusätzlichen Benefits wie chefärztliche Behandlungen oder kostenlosen Zusatzversicherungen. Aber auch Unternehmen jeder Größe arbeiten an IT-Lösungen in der Gesundheitsbranche und suchen Expert:innen – z.B. wenn Du medizinische Informatik studiert hast – im E-Health-Bereich.

Kliniken und Krankenhäuser können öffentlich, privat oder kirchlich sein. Die Bandbreite reicht von kleinen Einrichtungen bis hin zu bundesweiten Klinikbetrieben. Als IT-Talent bist Du hier für den Aufbau und Betrieb der täglichen Infrastruktur zuständig, die Mediziner:innen und Pflegekräfte für die Versorgung der Patient:innen brauchen. Dazu gehören nicht nur leistungsstarke Server, um die täglich entstehenden Datenmengen zu bewältigen, sondern auch Software-Lösungen, die zu den jeweiligen Anforderungen passen - damit zum Beispiel bei der Visite mobil abrufen können, welche Medikamente ein Patient bekommt. Viele Anwendungen gibt es bereits auf dem Markt, große Krankenhäuser lassen von ihren IT-Abteilungen aber auch eigene Plattformen und medizinische Software-Lösungen entwickeln.

Ganz wichtig: Alle Systeme müssen krisenfest sein. In dieser Branche kann ein Stromausfall oder ein missglücktes Update Menschenleben gefährden!

Auch Versicherungen gehören zu den großen Arbeitgebern in der Health-IT – und zahlen überdurchschnittlich gute Gehälter. Als Anwendungsentwickler:in arbeitest Du z.B. an Gesundheits-Apps für Kund:innen. Oder aber Du spezialisierst Dich auf Data Analytics und hilfst mit, die großen Mengen an Daten zu verwalten, zu schützen und auszuwerten.

Viele Privatunternehmen wie zum Beispiel Softwarehäuser oder spezialisierte Agenturen arbeiten ebenfalls an Innovationen im Gesundheitsbereich – sie entwickeln Apps, nutzen KI für medizinische Forschung oder bieten Krankenhausinformationssysteme an. Du hast die Wahl: In der E-Health-Branche stehen Start-ups mit wenigen Angestellten und überschaubare mittelständische Betriebe neben globalen Konzernen. Genauso unterschiedlich wie die Arbeitgeber sind auch die Projekte, in denen Du mitarbeiten kannst und die technologischen, organisatorischen oder besonderen ethischen Rahmenbedingungen, die bei der Entwicklung berücksichtigt werden müssen.

Diese Jobs für Informatiker:innen sind im Gesundheitswesen gefragt:

System-Administrator:in

Du findest es spannend, mit komplexen IT-Systemen zu arbeiten? Du löst Probleme mit Hands-on-Mentalität und reagierst auch in Stresssituationen? Als Admin in Krankenhäusern, Klinikverbünden oder Versicherungen sorgst Du dafür, dass die IT-Infrastruktur reibungslos funktioniert. Dabei hast Du immer auch den Datenschutz und die Datensicherheit im Blick. Außerdem treibst Du die Digitalisierung der Häuser voran, indem Du ihre Soft- und Hardware weiterentwickelst und ausbaust.

Anwendungsentwickler:in

Du hast Spaß an der Entwicklung und Implementierung von praxisnahen IT-Lösungen? Gerade entstehen im Gesundheitsbereich unzählige neue Datenbanksysteme, Webportale, Apps und Fitness-Devices. Mit spezieller Software können zum Beispiel Chirurg:innen ihre Eingriffe vorab in 3D-Simulationen planen und sich im OP zusätzliche Infos anzeigen lassen. Diese Lösungen sollen nicht nur zuverlässig funktionieren, sondern auch einfach zu bedienen sein – und gleichzeitig alle Sicherheitsstandards erfüllen. Zu Deinem Job gehört es deswegen, gesetzliche Vorgaben zu beachten und die langfristigen Folgen Deiner Arbeit mitzudenken. Mit welchen Werkzeugen Du arbeitest, ist je nach Projekt ganz unterschiedlich – je nachdem ob Du Dich auf Apps, Datenbanken oder Webportale spezialisierst.

KI-Entwickler:in

Bist Du fit in Mathematik und hast Spaß an Algorithmen? Als KI-Entwickler:in trägst Du dazu bei, medizinische Aufgaben zu automatisieren – von der Krankheitsdiagnose bis hin zur smarten, maschinellen Unterstützung bei chirurgischen Eingriffen. Du arbeitest in einem hochdynamischen Feld, ständige Weiterbildung ist also Pflicht.

Data Analyst

Gigantische Datenmengen schrecken Dich nicht ab, sondern wecken Deinen Ehrgeiz? Im Gesundheitsbereich werden unzählige hochsensible Daten gesammelt, zum Beispiel zu Schadensfällen in Versicherungen oder Gesundheitswerten von Patient:innen. Als Clinical Data Analyst übernimmst Du die systematische Auswertung, zum Beispiel bei Versicherungen oder direkt in Klinikverbünden. Dafür arbeitest Du mit Werkzeugen wie SQL, XML oder JavaScript, aber auch mit Machine-Learning-Tools wie TensorFlow.

TL;DR:
  • E-Health ist eine besonders innovative Zukunftsbranche und wird es in den nächsten Jahren auch bleiben – Politik und Unternehmen treiben die Digitalisierung des Gesundheitswesens aktuell stärker voran als je zuvor.
  • Zu Deinen möglichen Arbeitgebern gehören Kliniken und Versicherungen, aber auch Unternehmen jeder Größe, die ihren Angestellten zum Teil eine überdurchschnittliche Vergütung und attraktive Health-Benefits bieten.
  • Ob als Krankenhaus-Admin, Data Analyst bei einer Versicherung oder Fitness-App-Entwicklerin: Immer wenn Du mit Gesundheitsdaten arbeitest, haben Datenschutz und -sicherheit für Dich oberste Priorität!